Geschichte

Die Tsisdarakis-Moschee

Im Jahr 1759 hat man am Monastiraki-Platz in Athen eine Moschee errichtet. Man nennt sie nach ihrem Erbauer die Tsisdarakis-Moschee. Sie hat seit Ende der osmanischen Herrschaft eine recht wechselvolle Geschichte. Heute dient sie als Museum, das allerdings geschlossen ist.

Monastiraki in Athen: Die Tsisdarakis-Moschee
Monastiraki in Athen: Die Tsisdarakis-Moschee

Die Tsisdarakis-Moschee (griechisch Τζαμί Τζισταράκη, türkisch Cizderiye Câmii) ist eine Hinterlassenschaft der osmanischen Herrschaft in Athen, die nach dem Freiheitskampf der Griechen nicht abgerissen wurde.

Erbaut hat man sie auf Geheiß des damaligen osmanischen Gouverneurs von Athen. Sein Name war Moustafa Agha Tsisdarakis (Μουσταφά Αγά Τζισταράκης). Seinen Namen kann man auch Tzistarakis umschreiben, da der zweite Buchstabe ein ζ (z) ist. Allerdings spricht man es im Griechischen so weich aus, dass es faktisch ein S-Laut ist. Auch spricht man den fünften Buchstaben τ (t) weich , was einem deutschen d nahe kommt. Daher habe ich mich für die Transkription des Namens als Tsisdarakis entschieden.

Tsisdarakis wurde kurz nach Errichtung der Moschee abberufen. Das hat der Volksmund bald damit erklärt, dass man zum Bau der Moschee eine Säule des Olympieions verwendet haben soll, um Kalk für den Bau herzustellen. Darin hätten die Türken ein Sakrileg gesehen, welches auf Rache gesonnene Geister heraufbeschwören würde. Der Ausbruch der Pest schien dieses Gerücht zu bestätigen.

Wahrscheinlicher ist, dass man für den Bau der Moschee Material der nahe gelegenen Hadrians-Bibliothek verwendet t. Auch dürfte die Abberufung Tsisdarakis andere Gründe haben als die Sorge der moslemischen Türken vor der Rache antiker Gottheiten, an deren Existenz sie nicht glaubten.

Ich finde die Geschichte aber schön, zumal sie eine typische Griechische „Hintergrunderklärung“ des damaligen Geschehens darstellt.

Nutzung der Moschee ab der Griechischen Revolution

Als der griechische Unabhängigkeitskampf begann, endete die Nutzung des Gebäudes als islamisches Gotteshaus.

Die Tsisdarakis-Moschee, rechts davon die Hadrians-Bibliothek
Die Tsisdarakis-Moschee, rechts davon die Hadrians-Bibliothek

Zunächst diente es den Stadtältesten von Athen als Versammlungsraum. Weitere Nutzungen waren:

  • Saal für einen Ball zu Ehren König Ottos I im März 1834
  • Kaserne
  • Gefängnis
  • Lager

Seit 1918 hat man dieses Gebäude im Wesentlichen als Museum genutzt.

Dabei gab es eine Ausnahme, und zwar 1966. Da wurde das Gebäude wieder umgebaut. König Saud verbrachte nach seiner Absetzung das Exil in Athen, wo er 1969 auch starb. Er durfte das Gebäude zum Gebet nutzen.

Außenstelle des Museums für Griechische Volkskunst

Heute ist die Moschee ein Teil des Museums für Griechische Volkskunst. 2015 hat man sie vorübergehend geschlossen. Als ich zuletzt in Athen war, war sie noch zu und laut der Homepage des Museums ist sie immer noch (Stand August 2023) nicht geöffnet. Daher kann ich nur den Tipp geben, zumindest von Außen einen Blick auf die ehemalige Moschee zu werfen. Der Monastiraki liegt sehr zentral und es lohnt sich auf jeden Fall, hier einmal auszusteigen.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

Ein Gedanke zu „Die Tsisdarakis-Moschee

  • 1973 zog der Hauptteil des Museums für Griechische Volkskunst in die Kydathinaion-Straße 17. Seitdem ist sie Zweigstelle und beheimatet die Keramiksammlung Vassilis Kyriazopoulos.

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