Geschichte

Der Frankenturm auf der Akropolis

Früher stand auf der Akropolis in Athen ein Turm, den wir als Frankenturm kennen. 1874 hat man ihn abgerissen.

Der Frankenturm auf der Akropolis 1828
Der Frankenturm, gemalt von Richard Bankes Harraden

Im Blog bin ich schon auf das Bild Blick auf Athen von Richard Bankes Harradan von 1828 eingegangen.

Die frühere Besiedlung der Akropolis sowie Olympieion und Hadrianstor sind interessante Details auf diesem Bild. Der Frankenturm ist es auch.

Harradan hielt sich Anfang der 1820er Jahre in Athen auf. Er sah die Stadt in der letzten Phase der osmanischen Herrschaft über die Stadt. Und er malte sie.

Sein bevorzugter Ort, um die Stadt darzustellen, war der Musenhügel.

Heute ist der Name Philopapposhügel (λόφος του Φιλοπάππου) geläufiger für diesen kleinen Berg, der gegenüber der Akropolis liegt.

Was waren die Franken in Griechenland?

Krieger aus Franken müssen durch Griechenland gezogen sein und dort einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Die orthodoxen Griechen übernahmen den Namen des germanischen Volksstammes als Bezeichnung für katholische Christen aus Westeuropa.

Als Venezianer und andere in Griechenland Herrschaftsgebiete errichteten, bezeichneten die Einheimischen das als Frankenherrschaft. Das griechische Wort dafür ist Frankokratia (Φραγκοκρατία).

Das Herzogtum Athen

Von 1205 bis 1458 gab es das Herzogtum Athen (Δουκᾶτον Ἀθηνῶν). Der erste Herzog hieß Otto de la Roche. Otto war ein kleiner Ritter aus Burgund, der im Rahmen des Vierten Kreuzzugs nach Athen gelangte. Seine Familie hielt das Herzogtum bis 1308, dann wurden sei durch Katalanen verdrängt. 1385 drang der Florentiner Nerio I. Acciaiuoli nach Athen, die Katalanen hielten die Akropolis noch gut 3 Jahre. Die Familie Acciaiuoli herrschte aber nicht lange über das Herzogtum.

Über Athen herrschten noch die Venezianer und später die Familie der Paläologen, die auch das Kaiserhaus in Byzanz stellte. Unter ihnen stellte aber weiterhin die Familie Acciaiuoli die Herzöge.

Drei Jahre nach dem Fall von Konstantinopel eroberte der osmanische Sultan Mehmet II das Herzogtum. Der letzte Herzog war Francesco II. Acciaiuoli, im Juni 1458 kapitulierte er. Sein Leben wurde geschont.

Allerdings plante Francesco eine Verschwörung, um Athen wieder für sich zu gewinnen. Mehmet II ließ ihn deshalb 1460 beseitigen.

Der Frankenturm

Die Propyläen der Akropolis dienten den Herzögen von Athen als Residenz. Zu diesem Zweck wurden sie mit antikem Baumaterial umgebaut. Dabei ließen sie auch den Turm errichten, den wir als Frankenturm kennen.

Frankenturm im Mai 1862
Frankenturm im Mai 1862

Wann genau dieser Turm errichtet worden ist, konnte bislang nicht sicher geklärt werden. Sein Bau wird der Familie Accioiuoli zugeschrieben. Aber auch die Familie de la Roche, die ersten Herzöge von Athen, residierten auf der Akropolis. Möglicherweise ist in dieser Zeit bereits mit der Errichtung eines Gebäudes an dieser Stelle begonnen worden.

Auf dem Foto ist gut zu sehen, dass der Turm eine fast quadratische Form hatte. Er war 8,7 m lang und 7,8 m breit. Er ragte 26 m hoch über die Akropolis und muss einen tollen Ausblick über Athen geboten haben.

Ein großer Teil des Baumaterials wurde anderen Gebäuden auf der Akropolis entnommen. Weiteres Baumaterial ist wohl auch aus nahen Steinbrüchen besorgt worden.

Errichtet wurde er in der Turm in einer sehr massiven Bauweise. Die Wand war an der Basis 1,75 m dick.

Von außen führte eine Holztreppe hoch zum Eingang in den Turm. Im Inneren führte eine weitere Holztreppe nach oben. Was von außen als eine sehr repräsentative Residenz der Herzöge von Athen wirkt, muss tatsächlich sehr beengt gewesen sein.

Abriss 1874

Heute sehen wir den Frankenturm nicht mehr. Er ist 1874 abgerissen worden. Als treibende Kraft dafür gilt Heinrich Schliemann. Ihm ging es darum, die klassische Architektur der Akropolis wieder herzustellen. Damit bewegte er sich durchaus in der Vorstellungswelt seiner Zeit. Den Griechen war sehr daran gelegen, alles zu beseitigen, was nach Ende der byzantinischen Herrschaft auf der Akropolis entstanden ist. Der Parthenon war schon längst keine Moschee mehr, auch die Wohnhäuser sind beseitigt worden. Was noch stand, war der mittelalterliche Frankenturm.

Ich persönlich empfinde seinen Abriss als kulturellen Verlust. Es wäre schön gewesen, wenn man ihn an anderer Stelle zumindest wieder aufgebaut hätte. Allerdings ist sein Baumaterial wohl in die Wiederherstellung der klassischen Bauten auf der Akropolis geflossen. Was uns vom Frankenturm bleibt, ist eine Erinnerung aus alten Schriften, Bildern und Fotos. Der Rest ist Geschichte.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

Ein Gedanke zu „Der Frankenturm auf der Akropolis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner