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Ein Fischer fängt vor Kreta mit seinem Netz ein Flugzeug aus dem 2. Weltkrieg

Nicht schlecht muss der Fischer gestaunt haben, als er vor Kreta auf Fischfang war und feststellen musste, dass sich in seinem Netz ein Flugzeug aus dem zweiten Weltkrieg verfangen hat. Auf diese Geschichte bin ich durch eine Meldung der GRTIMES aufmerksam geworden. Es war nicht das ganze Flugzeug, aber Teile von ihm.

Ein deutsches Flugzeug in den Gewässern vor Kreta

Etwas westlich der kretischen Inselhauptstadt Iraklio liegt der kleine Küstenort Linoperamata. In den Gewässern vor Linoperamata versuchte ein Fischer sein Glück und warf seine Netze aus.

Flugzeug aus dem 2. Weltkrieg liegt auf dem Grund des Meeres
Flugzeug aus dem 2. Weltkrieg liegt auf dem Meeresgrund
(das Bild ist mit KI erzeugt)

Was ihm ins Netz ging, stammt wahrscheinlich von einem deutschen Flugzeug, das dort im Zweiten Weltkrieg abstürzte und versank. In der Tiefe von etwa 25 m verfingen sich zwei Tragflächen in den Netzen. Der Rumpf war nicht dabei. Der Fischer informierte sofort die Behörden.

Der wahrscheinlich handelt es sich bei dem Flugzeug um eine deutsche JU 88. Das leichte Mehrzweckflugzeug kam unter anderem im Rahmen der Schlacht um Kreta zum Einsatz, die vom 20. Mai bis zum 1. Juni 1941 tobte. Möglicherweise ist die nun gefundene Maschine bei den Kampfhandlungen abgeschossen wurden und im Meer versunken.

Es kann aber auch sein, dass das Flugzeug erst später zerstört wurde. Während der deutschen Besetzung Kretas war bei Heraklion ein Geschwader mit Kampfflugzeugen stationiert. Im Juni 1942 fand hier eine Sabotageaktion statt. Das griechische U-Boot Triton setzte ein Spezialkommando ab, dem ein großer Erfolg gelang. In der Nacht vom 13. auf den 14. Juni 1942 schafften es die Männer, 20 deutsche Flugzeuge in die Luft zu sprengen. Ob dabei auch Zeitzünder an anderen Flugzeugen angebracht wurden, die dann erst später nach dem Start explodierten, ist mir nicht bekannt.

Daher kann es auch gut sein, dass sich mit diesem Flugzeug und seinem Absturz ins Meer noch eine ganz andere Geschichte verbindet. Wissenschaftler untersuchen die Wrackteile, die man hat bergen können. Vielleicht erfahren wir zu einem späteren Zeitpunkt mehr.

Dass einem Fischer vor Kreta ein Flugzeug aus dem zweiten Weltkrieg ins Netz ging, ist auf jeden Fall eine bemerkenswerte Geschichte. Sie erinnert daran, dass die Geschichte der deutschen Beziehungen zu dieser Insel auch sehr schlimme Kapitel kennt. So schön Kreta ist und so gastfreundlich seine Einwohner zu uns deutschen Besuchern auch sind. Die Kreter wissen um die Geschichte ihrer Insel. Und wir sollten sie auch im Hinterkopf behalten.

Hinterlassenschaften der Menschen im Meer

Nicht alles, was von Menschen gemacht in den Fluten des Meeres versinkt, ist gut für die Umwelt.

Fischernetze können an Wracks zerfetzen und als Geisternetze durch die Meere treiben. Das stellen sie eine große Gefahr für die Tierwelt dar. Fische, Schildkröten und auch Säugetiere und Vögel verfangen sich in ihnen und sterben einen schrecklichen Tod.

Etwas anders sieht es mit Wracks aus. Enthalten sie keine für die Umwelt schädlichen Stoffe mehr, können sie interessante Ziele für Taucher sein. In der südlichen Ägäis gibt es viele interessante Ziele für das Wracktauchen. Das Beispiel der Sea Diamond in der Caldera von Santorin macht allerdings deutlich, dass mit Schiffswracks auch große Gefahren für die Umwelt verbunden sein können. Zudem dürfen wir uns keiner Illusion hingeben: So interessant ein Wrack am Meeresgrund sein mag, sind oft doch auch Menschen ums Leben gekommen, als das Schiff oder Flugzeug im Meer versank. Fast immer erzählt ein Wrack auch eine tragische Geschichte.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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