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Das Wrack der Sea Diamond in der Caldera von Santorin

In der Caldera von Santorin markiert ein auf dem Wasser schwimmender Ring aus Gummi das Wrack der Sea Diamond. Das Schiff havarierte am 5. April 2007 und sank am Morgen des 6. April.

Der 5. April 2007: Die Sea Diamond havariert vor Santorin

Santorin ist ist für Kreuzfahrtschiffe das Top-Ziel in der südlichen Ägäis. Viele steuern die Caldera an, entlassen ihre Passagiere am Vormittag ans Land und nehmen sie am Abend wieder auf.

Havarie der Sea Diamond vor Santorin
Havarie der Sea Diamond vor Santorin
(Bildquelle: Wikipedia)

Das war auch der Plan für die Passagiere der Sea Diamond. Das Kreuzfahrtschiff fuhr am Nachmittag des 5. April 2006 in die Caldera ein. 1.167 Passagiere freuten sich, die Insel des Lichts besuchen zu können. Ebenfalls an Bord waren 391 Mitglieder der Besatzung.

Gegen 16 Uhr spürten die Menschen an Bord der Sea Diamond eine Erschütterung. Das Schiff kollidierte mit einem unter der Wasseroberfläche befindlichen Riff und schlug Leck.

Wo genau die Stelle der Havarie war, konnte bis heute nicht geklärt werden. Vielleicht war das bei Nea Kameni, vielleicht auch in der Nähe des Abhangs der Hauptinsel in die Caldera.

Durch das einströmende Wasser krängte das Schiff und nahm eine Neigung von 10 Grad ein.

Um es zu retten, wurde das havarierte Schiff abgeschleppt. Statt es in relativ seichtes Wasser zwischen Palea Kameni und Nea Kameni zu bringen, ging es in Richtung der Hauptinsel.

Die Besatzung und fast alle Passagiere konnten gerettet werden. Ein Franzose und seine Tochter blieben leider vermisst. Sie wurden später nicht gefunden und sind wohl ums Leben gekommen. Von der Presse befragte Passagiere berichteten, dass die Evakuierung von der Crew recht professionell durchgeführt wurde. Andere Passagiere beanstandeten, nicht schnell genug über den Ernst der Lage informiert worden zu sein.

Über Nacht blieb alles Ruhig. Am Morgen des 6. April kam es jedoch zur Katastrophe. Das Schiff sank und liegt seit dem am Abhang der Caldera von Santorin. Das Bug liegt in 60 m Tiefe, das Heck in 150 m. Die Deutsche Welle berichtete, dass das Wrack auseinandergebrochen ist.

Das Wrack liegt bis heute in der Caldera

Schaust Du heute auf die Caldera zwischen Fira und Athinios, siehst Du einen großen Ring aus Gummi auf der Meeresoberfläche schwimmen.

Lage des Wracks der Sea Diamond in der Caldera von Santorin
Lage des Wracks der Sea Diamond in der Caldera von Santorin

Der Ring markiert nicht nur die Stelle, an der das Wrack der Sea Diamond zu sehen ist. Er hat die Funktion eines Ölabscheiders.

Das Problem (für die Umwelt) ist, dass vor Sinken der Sea Diamond Schiffsdiesel und andere Gefahrstoffe nicht von Bord gebracht werden konnten.

An Bord des Schiffs war nicht nur eine erhebliche Menge Treibstoff. Auch andere hoch giftige Stoffe, zum Beispiel in Batterien, sind noch an Bord. Zu nennen sind Asbest, Arsen, Blei und Kadmium

Immerhin wurde im Juni 2009 eine erhebliche Menge Treibstoff aus dem Schiff herausgepumpt. Weder die griechische Regierung noch die Rederei haben mehr getan.

Der kommunistische Abgeordnete im Europaparlament Georgios Toussas (Γιώργος Τούσσας) brachte das Thema in einer Anfrage an die EU-Kommission 2010 immerhin auf die europäische Ebene. Passiert ist im Ergebnis jedoch nichts.

Wie lange muss der Gummiring noch in der Caldera schwimmen?

Nach meiner Meinung gibt es keine Alternative dazu, das Wrack der Sea Diamond vom Grund der Caldera von Santorin zu bergen. Eigner der Sea Diamond ist die aus Zypern stammende Reederei Louis Cruises.

Gummiring um das Öl der Sea Diamond abzuscheiden
Gummiring zur Ölabscheidung an der Wrackstelle

Die Süddeutsche Zeitung griff das Thema 2010 auf. Sie zitiert den Eigner des Wracks mit der selbstgewissen Einschätzung, dass man alles richtig gemacht habe. Nach Angaben der Behörden hätte man „die Küsten sauberer denn je zurückgegeben“. Das Wrack zu bergen oder das Öl abzupumpen sahen die Eigner nicht als ihre Aufgabe an.

Damit sind sie bis heute auch durchgekommen. Und das obwohl schon 2010 klar war, dass viel Öl und Schwermetalle in die Umwelt austreten austreten werden, wenn das Schiff zu korrodieren beginnt. Die Katastrophe für die Umwelt wird kommen, unklar ist nur der Zeitpunkt.

2017 kündigte die griechische Regierung immerhin an, dass das Schiff geborgen werden soll. Passiert ist nichts.

Inzwischen werden die Stimmen immer lauter, die eine Bergung des Wracks fordern. In erster Instanz ist die Reederei zur Bergung verurteilt worden, hat aber Berufung eingelegt. Focus berichtete zudem, dass das oberste Verwaltungsgericht Griechenlands den griechischen Staat zur Bergung verpflichtet habe. Weiterhin passiert… nichts.

Die Berliner Morgenpost und die Griechenlandzeitung haben aufgegriffen, was auf Santorin selbst derzeit passiert. Auf der Insel dämmert es einigen Bewohnern mittlerweile, dass in der Caldera eine ökologische Zeitbombe schlummert. Eine Bürgerinitiative hat sich formiert.

Rolands Meinung zur Sea Diamond in der Caldera von Santorin: sie muss raus!

Ich vermute, dass die Sea Diamond noch eine ganze Weile im Meer schlummern wird.

Für das Wrack sehe ich zwei Möglichkeiten. Entweder ergreift jemand die Initiative und birgt das Wrack. Dann wäre die Gefahr beseitigt. Das ist jedoch teuer und wie es scheint, wollen alle Beteiligten sich diese Kosten sparen. Die Alternative dazu ist, dass das Wrack korrodiert und die vielen Giftstoffe unkontrolliert ins Meer austreten.

Ein echtes Problem ist zudem die Lage am Hang. Derzeit scheint es sich verhakt zu haben. Santorin liegt jedoch in einer Erdbebenzone. Kommt es zu einem Beben, ist es möglich, dass das Schiff sich vom Hang löst und weiter in die Tiefe sinkt. Das würde die Bergung erschweren und deutlich teurer machen. Vielleicht ist sie dann auch gar nicht mehr möglich. Dann ist es nur eine Frage der Zeit, dass das Gift austritt und zu einer großen Gefahr für Menschen und Natur werden.

Ich persönlich sehe keine Alternative dazu, dass die Sea Diamond geborgen und abgewrackt wird. Deshalb veröffentliche ich diesen Beitrag im Hellas Blog.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

Ein Gedanke zu „Das Wrack der Sea Diamond in der Caldera von Santorin

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