E-Fahrzeuge dürfen in Griechenland nicht mit voller Ladung auf eine Fähre
Seit Mitte April 2024 dürfen E-Fahrzeuge in Griechenland nur dann auf einer Fähre mitfahren, wenn die Ladung des Akkus maximal 40% beträgt.
Der ADAC berichtet von einer Neuregelung, die seit dem 16. April 2024 in Griechenland gilt.
Bei E-Autos und Plug-in-Hybriden darf der Akku nur bis maximal 40% geladen sein, wenn das Fahrzeug auf einer Fähre mitfahren soll. Ich sehe schon, dass im Sommer 2023 der Brand eines Autofrachters vor der niederländischen Küste für Schlagzeilen gesorgt hat. Beruflich habe ich viel mit Fahrzeugschäden zu tun, und auch E-Autos sind natürlich ein Thema und ein Teil meines Aufgabengebietes. Die Brandgefahr ist nach meiner Beobachtung nicht höher als bei konventionellen Verbrennerfahrzeugen. Mit einem durch einen Akku-Defekt verursachten Brand musste ich selbst mich bisher noch nicht befassen. Im August 2023 hat der ADAC sich auch zur Brandgefahr auf Fähren geäußert und klargestellt: die ist bei E-Fahrzeugen nicht erhöht.
Das hat das griechische Ministerium für Schifffahrt und Inselpolitik jetzt aber anders gesehen und Sicherheitsbedenken. Es hat die neuen Regeln in einer Verordnung festgelegt. Ich persönlich kann die ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, dazu siehe unten.
Inzwischen haben mich die ersten Rückmeldungen von E-Fahrzeug-Fahrern erreicht, dass das nicht kontrolliert werde und dass man auch mit einem höheren Ladestand mitgenommen werde. Ich kann nur davor warnen, hier allzu sorglos zu sein. Es wäre sehr ärgerlich, wenn Du doch kontrolliert wirst und dann wegen eines zu hohen Ladestandes vom Schiff musst.
Nachdem die Fährpreise in den letzten beiden Jahren schon deutlich angestiegen sind, ist das jetzt eine weitere Einschränkung für Nutzer alternativer Antriebstechnologien. Dabei könnte alles so schön und wunderbar sein. Der blick.ch berichtete im September letzten Jahres, wie zwei Damen von Zürich mit dem E-Auto nach Griechenland gefahren sind. Die beiden sind von Venedig nach Patras mit der Autofähre gefahren.
Was ist mit Gasantrieb?
Wird das Fahrzeug mit Flüssiggas (LPG) oder Erdgas (CNG) betrieben, gibt es ebenfalls Einschränkungen. Der Gastank dieser Fahrzeuge darf nur bis maximal 50% gefüllt sein. Das ist durch das Ministerium im Rahmen der Verordnung auch so festgelegt worden.
Hinweise der Schifffahrtsgesellschaften
Die Betreiber der Fähren weisen auf ihren Homepages darauf hin, zum Beispiel ANEK. Hier lese ich (Stand: 25.05.2024):
BITTE BEACHTEN SIE, DASS IHR ELEKTRO- ODER PLUG-IN-HYBRIDFAHRZEUG GEMÄSS DER AKTUELLEN VORSCHRIFTEN, UM AN BORD UNSERER SCHIFFE ZU REISEN, DARAUF ÜBERPRÜFT WERDEN WIRD, DASS DER BATTERIELADESTAND 40 % SEINER GESAMTCAPAZITÄT NICHT überschreitet. Bei den übrigen Fahrzeugen mit alternativen Kraftstoffen wie Flüssiggas oder Erdgas darf die Tankfüllung 50 % ihres Fassungsvermögens nicht überschreiten.
Die Einhaltung dieser Vorgaben wird mit Sicherheit auch kontrolliert.
Reiseplanung für E-Fahrzeuge bei Nutzung einer Fähre nach Griechenland
Wenn Du mit dem eigenen Fahrzeug nach Griechenland fährst und eine Fähre nutzen willst, musst Du die Reise ohnehin planen. Bei alternativen Antrieben ist jetzt der Ladestand als ein zu beachtender Punkt dazu gekommen: Wenn E-Fahrzeuge in oder nach Griechenland auf eine Fähre sollen, darf der Akku nicht voll sein. Sonst kommst Du nicht mit.
In Griechenland gibt es aktuell (Mai 2024) ca. 2000 Ladestationen. Die sind hauptsächlich in den Ballungsräumen und im Süden des Landes zu finden. Im Norden kann es in ländlichen Gegenden schwierig mit einer Ladestation werden. Achte drauf, dass Du auch die Apps der Anbieter auf Deinem Handy hast. Über die läuft in der Regel das Laden und Bezahlen bei E-Autos. Der größte Anbieter in Griechenland ist DEI Blue. Deren Homepage ist sowohl in griechischer als auch englischer Sprache verfügbar.
Wenn Du Deine Reise planst, dann habe bitte auch ein Auge darauf, wo es in der Nähe Deines Ankunftshafens die nächsten Ladestationen gibt. Wenn Du noch 40% Ladung im Akku hast, musst Du ja nicht gleich am Hafen nachladen.
Rolands Meinung zur Beschränkung für E-Fahrzeuge
Ich verstehe, dass die Verantwortlichen bei den Regeln für den Fahrzeugtransport auf Fähren die Sicherheit ganz hoch priorisieren. Das würde ich genauso handhaben.
Nur verstehe ich die neue Regel nicht, nach der E-Fahrzeuge in Griechenland nur dann auf einer Fähre transportiert werden dürfen, wenn die Akku-Ladung 40% oder weniger beträgt. Vor allem verstehe ich die Grenze von 40% nicht.
Ja: E-Fahrzeuge können brennen. Sie brennen aber nicht öfters, als Fahrzeuge mit Verbrennermotor. Und wenn sie brennen, hat das in der Regel mit einem Defekt am Akku zu tun, zu dem es aufgrund eines Unfalls gekommen ist.
Ich kenne keine Studie, die besagen würde, dass es bei E-Fahrzeugen zu einem erhöhten Brandrisiko kommt, wenn der Akkustand 40% oder mehr hat. Und ich habe beruflich schon viele Studien gelesen und zu Fahrzeugschäden mit der Beteiligung von E-Fahrzeugen halte ich auch Vorträge. Hier kenne ich mich wirklich aus.
Die Fährunternehmen können, soweit ich es sehe, nichts für die neue Regelung. Die ist von der griechischen Regierung in Athen geschaffen worden. Für mich ist diese Regelung ein Zeichen von Inkompetenz und der Angst vor negativen Schlagzeilen, nichts anderes. Leider.
Für Touristen hilft meine Kritik an dieser Regel leider nichts. Sie müssen die Vorgaben beachten, wenn sie mit einem E-Fahrzeug auf die Fähre wollen.
E-Autos auf der Fähre in Griechenland – Die NEUE Verordnung!!!
https://www.youtube.com/watch?v=umBmiQCXHvM
Viele Grüße aus Hamburg, kv