Griechenland

Wenn der Staat Dich nervt…

Dass der Staat einem auf den Zeiger geht, ist vermutlich ein universelles Phänomen.

Straßenschild mit Einschusslöchern von Schrotmunition
Straßenschild mit Einschusslöchern von Schrotmunition

Natürlich gibt es das auch in Griechenland. Und manchmal entlädt sich dieser Frust auch in Gewalt. Ich möchte das ausdrücklich nicht gut heißen. Aber ich weiß, dass es das gibt.

In Griechenland habe ich eine Form der Gewalt gegen den Staat gesehen, die mir so in anderen Ländern noch nicht aufgefallen ist.

Menschen, die ein Gewehr haben, schießen damit auf Straßenschilder. Das tun nur sehr wenige. Aber ich habe doch immer wieder mal Schilder gesehen, auf denen eindeutige Spuren festzustellen waren.

Das Schild zu diesem Blogbeitrag habe ich kurz vor der Einfahrt in ein kleines Dorf auf der Peloponnes gesehen. Ich bin im Kafeneion eingekehrt und zufällig sprach der Wirt ein bisschen Deutsch. Als ich ihn nach den Einschusslöchern auf dem Schild fragte, sagte er erst „Pech bei Jagd“.

Darauf meinte ich, dass doch niemand an der Straße kurz vor dem Ortseingang auf die Jagd geht. Dort sind doch keine Tiere. Da grinste er und sagte sinngemäß „Staat nicht gut. Menschen die für Staat arbeiten sind gut. Nicht alle, aber sehr viele. Aber wir tun den Menschen nichts. Das Schild hatte Pech bei der Jagd.“

Ich finde es überhaupt nicht gut, wenn Leute ihren Frust über den eigenen Staat mit Waffengewalt ablassen. Allerdings sind die politischen Verhältnisse in Griechenland teils schon sehr speziell. Und staatliche Behörden funktionieren manchmal auch nicht so fair und zuverlässig, wie wir es aus Deutschland kennen. Vielleicht ist das eine sehr spezifische Art, den Frust abzulassen?

Nachtrag am 6.2.23 um 21:20 Uhr: Mich haben auf Facebook und per direkter Nachricht einige sehr kritische Nachrichten zu diesem Beitrag erreicht. Einige wiesen darauf hin, dass die Einschusslöcher von Luftgewehren stammen und nicht von einem Schrotgewehr. Andere sagten, dass das Beschießen von Straßenschildern eher „Munitionsverbrauch“ erfolgloser Jäger wäre oder ein Jux übermütiger Menschen. Ich habe mich entschieden, dass ich dem einen oder anderen Hinweis nachgehen will und mir dann überlege, was ich mit diesem Beitrag mache. Bei allen, die mir ihr Feedback gegeben habe, möchte ich ich an dieser Stelle ausdrücklich bedanken.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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