Kultur

Kafeneion

Kafeneion in Athen
Ein Kafeneion in Athen

Das Kafeneion ist die Seele jeder Platia oder jedes kleineren Ortes. Hier kommen die Menschen zusammen, hier verbringen sie ihre Zeit.

Das Kafeneion (Καφενείο oder Καφενεῖον) ist eine echte griechische Institution. Das Wort Kafeneion steht für eine solche Gaststätte. Im Plural heißt das Wort Kafeneia (Καφενεία).

In Athen habe ich viele Kafeneia gesehen, die auch in Deutschland locker als ein schönes Café durchgehen würden. Das Kafeneion, das Du links auf dem Bild siehst, findest Du in der Plaka. Der Elliniko dort ist wirklich gut. 

In den ländlichen Regionen ist das Kafeneion aber meist nach wie vor noch das, was es eigentlich ist: Ein Lokal, das am Hauptplatz eines Ortes liegt. In Deutschland würde man das in der Stadt die Kneipe ums Eck oder auf dem Land den Dorfkrug nennen.

Das Kafeneion unterscheidet sich aber deutlich davon.

Seine Einrichtung ist oft minimalistisch. Einfache Tische aus Blech oder Holz, dazu die typisch griechischen Stühle. 

Diese nennt man auch Klismos. Diese Art der Stühle gab es schon in der Antike. Sie sind mittlerweile wieder in Mode und eigentlich überall zu finden, wo es um griechische Lebensart geht.

Zentraler Platz der Kommunikation

Das Kafeneion war zumindest in ländlichen Gegenden der Ort sozialer Kommunikation. Sehen, gesehen werden, miteinander und übereinander reden… darum ging es. Das Kafeneion war und ist kein Speiselokal.

Die Kommunikation fand aber nicht nur bei einem Getränk oder Tavli-Spiel statt. Das galt auch im ganz wörtlichen Sinn.

Als das Telefon sich in Griechenland verbreitete, waren die Kafeneia diejenigen, die als erste und für alle verfügbar einen Telefonanschluss hatten. Wer anrief, musste etwas Geduld mitbringen. Die betreffende Person musste erst geholt werden. Oder man hat sie per Megafon ausgerufen.

Das Ergebnis war immer das selbe: Jeder im Dorf wusste, wer für wen angerufen hatte. Die Telefonapperate standen im Kafeneion oft auch so, dass jeder im Lokal mithören konnte. Privatsphäre, die uns beim Telefonat heute so wichtig ist, gab es da praktisch nicht.

Kein Platz mehr nur für Männer

In der Vergangenheit war es so, dass ausschließlich die Männer ins Kafeneion gingen. Frauen bevorzugten den Besuch einer Konditorei. Gab es eine solche nicht vor Ort, trafen sie sich woanders.

Diese Trennung der Geschlechter gibt es heute kaum noch.

Das hat einmal damit zu tun, dass die griechische Gesellschaft sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat. Gleichberechtigung ist heute ein Fakt und macht auch vor so einer traditionellen Institution nicht halt. Zum anderen gibt es auch handfeste wirtschaftliche Gründe. Der Wirt muss vom Umsatz leben können. Die Männer alleine lassen nicht genug Geld in der Kneipe.

Die Farbe der Türen

Früher waren viele Kafeneia auch eine politische Institution. Die Farbe der Türen konnte grün, blau oder rot sein. Sie zeigte die politische Gesinnung des Wirts an.

Daher gab es in jedem Dorf mindestens zwei Kafeneia, der Besuch des einen oder anderen davon war immer auch ein politisches Bekenntnis.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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