GriechenlandTourismus

Auch in Griechenland gibt es Regeln fürs Fahrrad

Dass es auch in Griechenland Regeln fürs Fahrrad gibt, mag sich mancher Tourist denken. Nur sind einige davon der Ansicht, dass man sich im Land der Hellenen noch weniger an die Regeln halten müsse als daheim. Oder sie meinen, dass man im Zweifel nicht zur Kasse gebeten wird, wenn ein Gesetzeshüter den Regelverstoß bemerkt. Ganz klar: Beide Annahmen sind falsch.

Griechenland verlangt hohe Bußgelder für Verstöße gegen die Regeln fürs Fahrrad

Wer meint, sich auf dem Rad nicht um irgendwelche Verkehrsregeln scheren zu müssen, kann eine böse Überraschung erleben.

Das Portal buycycle.de hat im Februar einen Artikel dazu veröffentlicht, welche Konsequenzen Regelverstöße in Europa haben können.

Athen: Radfahrer auf Leof. Vasilisis Amalias vor dem Hadriansbogen
Athen: Radfahrer auf Leof. Vasilisis Amalias vor dem Hadriansbogen

Dies sind Beispiele für Geldbußen, die das Portal nennt:

  • Fahren auf Bürgersteigen und ähnlichem: 80 Euro
  • Fahren ohne Licht: 40 Euro
  • Fahren über rote Ampel: 700 Euro
  • Handynutzung während der Fahrt: 100 Euro

Da soll sich keiner einer Illusion hingeben: Wirst Du erwischt, musst Du zahlen.

Insbesondere der Rotlichtverstoß tut mit 700 Euro weh, keine Frage. In Deutschland wäre man mit 60 Euro dabei, wobei die Gesetzeshüter da oft noch weg gucken.

Noch krasser erscheint mir diese Sanktion, wenn ich daran denke, dass 700 Euro fast einen durchschnittlichen Monatsverdienst in Griechenland ausmachen. Der liegt bei uns höher.

Dazu muss man noch eines wissen: Bußgelder können in der gesamten EU vollstreckt werden. Zahlst Du nicht sofort und lassen die Behörden Dich nach Feststellung Deiner Personalien laufen, darfst Du nicht glauben, dass die Nummer für Dich erledigt ist. Wohnst Du in einem EU-Land, musst Du dennoch zahlen. Da hilft Dir alles Jammern nicht.

Warum sind die Bußgelder für Regelverstöße mit dem Fahrrad in Griechenland so heftig?

Mich hat das zur Frage geführt, warum in Griechenland so hohe Bußgelder verhängt werden, wenn jemand gegen die Regeln für das Fahrrad verstoßen hat.

Athen: Krafträder, die am Wegesrand in der Plaka abgestellt sind
Athen: Krafträder, die am Wegesrand in der Plaka abgestellt sind

Eigentlich ist die Antwort recht einfach: Durch die harten Sanktionen schützt Griechenland leichtsinnige Fahrradfahrer vor sich selbst.

Dazu muss man wissen: Eigentlich kommen Fahrradfahrer in Griechenland nicht vor. Jeder ist mit einem motorisierten Zwei-, Drei- oder Vierrad unterwegs. Aber ein Fahrrad mit Muskelkraft?

Ich habe mal ältere und neuere Fotos aus Griechenland durchgeschaut, die ich in meinem Fundus habe. Überall sehe ich Krafträder, die von den Menschen genutzt werden. Wo in den Städten bei uns Fahrräder am Wegesrand abgestellt würden, stellt man in Griechenland ein motorisiertes Zweirad ab. Auch auf Fotos, die ich von Straßen gemacht habe, sehe ich kaum Radfahrer. Ich habe recht lange suchen müssen, bis ich den obigen Radfahrer vor dem Hadrianstor gefunden habe.

Fahrräder sind in Griechenland erst seit der Jahrtausendwende im Kommen. Es gibt zwar inzwischen viele Fahrradfahrer und auch Fahrradgeschäfte. Aber im Bewusstsein mancher Autofahrer ist nicht angekommen, dass es nicht motorisierte Zweiräder gibt auf die man besondere Rücksicht nehmen müsste. Einige Autofahrer nehmen Radfahrer einfach nicht wahr.

Außerhalb der großen Städte habe ich sehr viel Rücksichtnahme von Autofahrern gesehen, gerade was den Seitenabstand beim Überholen angeht. Aber in Athen ist alles schon sehr auf Kante genäht, was die gemeinsame Nutzung der Straßen von Radfahrern und Autofahrern angeht. In Thessaloniki war ich zuletzt Anfang der 2000er Jahre mit dem Auto unterwegs, da habe ich Fahrräder auf der Straße überhaupt nicht bemerkt. Aus jüngeren Fotos weiß ich, dass sich das inzwsichen geändert hat. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das Verhältnis zwischen Rad- und Autofahrern in Saloniki besser ist als in Athen.

Auch gibt es in Griechenland nur wenige Radwege. Radfahrer müssen die Straße benutzen, auf dem Bürgersteig dürfen sie nicht fahren. Das würde die Fußgänger gefährden.

Entsprechend häufig sind Unfälle mit Autos und Motorrädern, insbesondere wenn die Radfahrer sich nicht an die Verkehrsregeln halten. Oft werden Radfahrer schlimm verletzt. Das muss nicht sein, und der griechische Staat handelt deshalb auch konsequent. Mit den drastischen Bußgeldern zwingt Griechenland die Radfahrer dazu, sich an die Regeln fürs Fahrrad zu halten. Und das gilt ganz klar auch für Touristen.

Keine Helmpflicht in Griechenland

Wie auch in Deutschland gibt es in Griechenland keine Pflicht, einen Fahrradhelm zu tragen. Dennoch ist es sehr ratsam, das zu tun.

griechische Briefmarke: φοράω πάντα το κράνος μου - ich trage immer meinen Helm
Kampagne der griechischen Post:
φοράω πάντα το κράνος μου – ich trage immer meinen Helm

Unter dem Motto Ich trage immer meinen Helm (φοράω πάντα το κράνος μου – ausgesprochen: foráo pánta to krános mou, die Betonung liegt auf den fett gedruckten Buchstaben) hat die griechische Post eine Kampagne gestartet, mit der sie für die Nutzung des Fahrradhelms wirbt.

Über diese Kampagne für den Fahrradhelm habe ich einen eigenen Blogbeitrag geschrieben, lest ihn bei Interesse bitte. Hier will ich nur ein wenig zu dem Thema sagen.

Wie auch in Deutschland gibt es in Griechenland keine Helmpflicht für Fahrradfahrer. Das Tragen eines Radhelms wird jedoch empfohlen. Das betrifft nicht nur Einheimische, sondern auch Touristen. Ein Fahrradurlaub in Griechenland wird immer beliebter. Als beste Reisezeit gelten die Zeiten zwischen April und Juni sowie September und November. Dann ist es nicht so heiß. Das Wetter ist aber noch schön genug für längere Touren.

Die Einheimischen sind in Griechenland natürlich ganzjährig mit dem Rad unterwegs. Fahrradwege gibt es bislang kaum. Die Radfahrer sind auf den Straßen mehr oder weniger auf ihr Glück angewiesen, was den Zustand der Fahrbahn und die Rücksichtnahme des motorisierten Verkehrs angeht. Daher ist es wirklich wichtig, einen Helm zu tragen. Und dafür wirbt die griechische Post. Dem schließe ich mich an.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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