Griechenland

Handschriftliche Rechnungen

Handschriftliche Rechnungen in griechischen Restaurants sind nicht der Standard, aber sie kommen immer noch vor. An anderer Stelle habe ich im Hellas Blog einen Beitrag über Rechnungen in Restaurants gebracht. Ich habe ihn in einigen Gruppen in Facebook geteilt und war über die Reaktionen sehr überrascht.

Rechnung aus Kassensystem
Rechnung aus Kassensystem

Die Reaktionen waren sehr vielfältig. Ich habe von Bekannten Nachrichten erhalten. Auch gab es auf Facebook höchst unterschiedliche Reaktionen.

Ganz klar hat dieses Thema sehr viele Seiten, die man sehen sollte.

Deutschland

Es wurde darauf hingewiesen, dass auch in Deutschlands Gaststätten viel schwarz kassiert wird. Restaurants haben überwiegend Kassensysteme und nutzen sie. Aber in Bars und CLubs sieht das anders aus. Nach meiner Beobachtung stimmt das. Bei Getränken ist Schwarzgeld relativ einfach zu realisieren, wenn diese ohnehin gleich abkassiert werden. Ich kenne das ja auch aus deutschen Gaststätten, dass auf dem Bierdeckel Striche gemacht werden. Die werden dann bar abkassiert.

Richtig ist auf jeden Fall, dass finanzielle Tricksereien in der DNA vieler Wirte liegen. Weltweit, nicht nur in Griechenland.

Nicht nur in Gaststätten gibt es handschriftliche Rechnungen

Ganz klar gibt es die Neigung zum Kassieren ohne Kassensystem überall, nicht nur in Gaststätten. Ein Leser berichtete mir von seinen Erfahrungen in einem Mini-Market. Ich kenne es in den vielen kleinen Märkten im Land mal so und mal so. Und auf einem richtigen Markt habe ich bislang noch nie computergestützte Kassensysteme gesehen, weder in Griechenland noch in Deutschland.

Möglichkeit der Kartenzahlung in Griechenland

Ein Leser wies darauf hin, dass in Griechenland eine Pflicht besteht, die Möglichkeit der Kartenzahlung anzubieten. Das war mir bislang nicht bekannt.

Wettbewerbsvorteil für Schwarzkassierer?

Einige haben meinen Beitrag als Anprangerung griechischer Wirte verstanden. Nichts liegt mir ferner. Allerdings sehe ich, dass es durchaus viele Wirte gibt, die ihre Gäste über das System laufen lassen. Die Wirte, die das nicht tun, haben letzten Endes einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen. Ist das fair?

Handschriftliche Rechnung
Handschriftliche Rechnung

Handschriftliche Rechnung als Urlaubserinnerung

Einige Wirte geben sich wirklich sehr viel Mühe mit ihren Rechnungen. Sie haben eine schöne Handschrift, und mancher schätzt eine schöne Rechnung als Urlaubserinnerung. Das Foto rechts hat mir einer meiner Leser zugeschickt. Ich kann total nachvollziehen, dass es als eine schöne Erinnerung an einen tollen Abend empfunden wird.

Auch Touristen können das Finanzamt kennen lernen

Eine Leserin berichtete von einem Erlebnis in Thessaloniki. Sie saß in einem Cafe am Aristotelesplatz und las. Bei ihr stand ein Espresso. Daneben ein kleiner Behälter mit dem Kassenbon. Auf einmal stand eine hoch gewachsene Frau neben ihr, die den Bon an sich nahm und las. „Haben Sie nur das konsumiert? Einen Espresso – oder noch etwas anderes?“. Wahrheitsgemäß antwortete die Leserin, dass es nur dieser eine Espresso war.

Die Leserin wies darauf hin, dass sie hier für die Betreiber eines Restaurants ein gewisses Risiko wahrnimmt. Nämlich das Risiko, erwischt zu werden.

Mich erinnerte das an Geschichten aus Italien, als der Staat die Steuerehrlichkeit bei seinen Bürger durchsetzen wollte. Die Finanzpolizei fing Kunden vor den Geschäften ab und kontrollierte, ob sie einen Kassenbon dabei hatten, der zu den gerade getätigten Einkäufen im Laden passt. Wenn nicht, richtete sich das anschließende Verfahren wegen Steuerhinterziehung nicht nur gegen den Ladenbetreiber. Auch gegen die Kunden wurde ein Verfahren wegen Beihilfe eröffnet. Das hatte zur Konsequenz, dass sie künftig Wert darauf legten, für ihre Einkäufe einen ordnungsgemäßen Bon zu bekommen. Aus Griechenland habe ich etwas derartiges bislang nicht gehört. Aber zwischen Italien und Griechenland gibt es vielfältige Kooperationen.

Entgangene Steuereinnahmen fehlen dem Staat

Eine Leserin wies auf einen sehr wichtigen Aspekt hin Dem griechischen Staat gehen Einnahmen verloren, wenn schwarz kassiert wird, Das stimmt. Derzeit sehen die griechischen Finanzen wieder relativ gut aus. Aber um große Investitionen in die Infrastruktur zu tätigen, die nicht durch Verkäufe von Hafenbeteiligungen an asiatische Investoren finanziert werden, braucht es künftig höhere Steuereinnahmen.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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