Geschichte

Der Dank freigelassener Sklaven

Im Süden des heutigen Albanien liegen die Ruinen von Butrint. Früher war die Stadt griechisch, die Bewohner haben sie aber aufgegeben. Heute ist sie eine archäologische Stätte von Weltrang und Weltkulturerbe der UNESCO. Mein Artikel über Drimakos hat viele Leser berührt. Ich möchte daher heute auf einen Aspekt der Sklaverei in der Antike eingehen, den ich sehr interessant finde. Manchmal sind die Sklaven freigelassen worden.

Butrint war in der Antike ein bedeutendes Zentrum an der Straße von Korfu. Sie gehörte klar zur griechisch-römischen Welt. Die Gesellschaft der Antike kannte Sklaverei. Die damalige Gesellschaftsordnung beruhte darauf, dass unfreie Menschen Arbeiten für ihre Herren verrichten mussten.

Mauer mit den Dankesinschriften freigelassener Sklaven in Butrint
Mauer mit den Dankesinschriften freigelassener Sklaven

Sklaven waren für ihre Freilassung dankbar

2015 habe ich Butrint besucht. Dort habe ich eine Besonderheit gesehen, über die ich Euch heute berichten möchte. Es gibt eine Mauer mit Dankesinschriften freigelassener Sklaven.

Ich bin ein großer Fan der Antike bin und beschäftige mich gerne mit ihr. Das Thema der Sklaverei empfinde ich als sehr schmerzlich. Es ist aber nicht möglich, dieses Thema auszublenden, wenn man antike Gesellschaften verstehen möchte.

Daher finde ich es schön, Geschichten von Sklaven zu lesen, die freigekommen sind.

Die Sklaverei bedeutete für die von ihr betroffenen Menschen nicht zwangsweise eine völlige Perspektivlosigkeit. Immer wieder passierte es, dass Sklaven von ihren Herren freigelassen wurden oder sich von Erspartem freikaufen konnten.

Die Sklaven dankten ihren Göttern für die Freiheit

Dankesinschrift eines freigelassenen Sklaven in Butrint
Dankesinschrift eines freigelassenen Sklaven in Butrint

Diese Sklaven waren dankbar für die erlangte Freiheit. Der Dank galt nicht nur dem Herren, der ihnen die Freiheit gelassen hat und der oft genug ihr Patron im freien Leben wurde.

Der Dank der Sklaven galt auch den Göttern, deren Hilfe sie die Erlangung der Freiheit zuschrieben. Um sich zu bedanken haben Sklaven Steine mit einer Dankesinschrift erstellen lassen. Diese Steine hat man bei den Ausgrabungen in Butrint gefunden.

Sie waren allerdings nicht zu einer Mauer zusammengefügt. Das ist erst in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts passiert. Man wollte so ein Denkmal für die Sklaven der Antike schaffen.

Ich habe so etwas bislang nirgendwo sonst gesehen. Natürlich ist es unter archäologischen Gesichtspunkten fragwürdig, wenn antike Funde zu einem modernen Bauwerk zusammengesetzt werden, das es so nie gegeben hat. Allerdings sehe ich auch die Geste er Erinnerung an die Sklaven, denen es vergönnt war die Freiheit zu erlangen. 


Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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