Geschichte

Der Concordia Tempel in Agrigent

Im Tal der Tempel bei Agrigent auf Sizilien steht der Concordia Tempel. Er ist einer der bekanntesten und am besten erhaltenen antiken griechischen Tempelanlagen, vergleichbar mit dem Thesion in Athen.

Ob der Tempel wirklich Concordia geweiht war, ist nicht bewiesen. Concordia ist die römische Göttin der Eintracht. Auf diese Zuordnung kam man über eine römische Inschrift, die in der Nähe gefunden wurde. Auf dieser war von Eintracht – lateinisch concordia – unter den Bewohnern von Agrigentum die Rede. Welcher griechischen Gottheit das Heiligtum tatsächlich geweiht war, ist unbekannt. Die Vorstellung, dass es Harmonia – die griechische Entsprechung der lateinischen Concordia – war finde ich aber schön. Daher gehe ich für diesen Artikel davon auch aus.

Der Concordia-Tempel in Agrigent
Der Concordia-Tempel in Agrigent

Als die Griechen im 5. Jahrhundert v. Chr. Sizilien und Unteritalien besiedelten, haben sie auch Tempel gebaut. So auch diesen Tempel, der dem Gott der Harmonie und Eintracht geweiht war. Vermutlich ist er in der Zeit von 440 v. Chr bis 430 v. Chr. errichtet worden.

Nach der Christianisierung ist dieser Tempel in eine Kirche umgewandelt worden. Deshalb ist er heute so gut erhalten.

Der Tempel ist ein hervorragendes Beispiel für die dorische Tempelarchitektur. Er besteht aus einer Peristase, einer umlaufenden Säulenhalle, mit insgesamt 34 Säulen. Der Concordia-Tempel hat eine symmetrische und harmonische Gestaltung, die charakteristisch für die griechische Baukunst ist. Ich finde, das kommt auf den Fotos ganz gut rüber.

Concordia ist die griechische Harmonia

Den Tempel kennen wir heute unter seinem lateinischen Namen. Concordia war für die antiken Rümer die Personifikation der Eintracht. Sie war den Römern so wichtig, dass sie als Gottheit verehrt wurde. Der Tempel ist jedoch, wie schon gesagt, von den Griechen erbaut worden. Sie nannten die Gottheit der Eintracht Homonia (Ὁμόνοια) oder Harmonia (Ἁρμονία). Daher haben wir unser deutsches Wort Harmonie.

Harmonia ist die Tochter von Aphrodite und Ares. Einer anderen Tradition zufolge soll sie die Tochter des Zeus und der Elektra gewesen sein.

Ihr Mann war Kadmos, ein mythischer König von Theben. Das Paar hatte sechs Kinder: Polydoros, Ino, Autonoë, Semele, Illyrios und Agaue. Alle spielen in der Mythenwelt der Griechen eine Rolle.

Mit der Eintracht war es sowohl bei den Griechen als auch bei den Römern so eine Sache. Beschwört hat man sie gut und gerne immer wieder mal. Die Realität sah freilich anders aus. Das spiegelt sich auch im Schicksal der Concordia wieder. Concordia erhielt zu ihrer Hochzeit eine Halskette als Geschenk. Allen, welche diese Kette nach ihr besaßen, brachte sie allerdings Unglück.

Die dorische Architektur des Tempels

Der Tempel sollte harmonisch wirken, wenn er der Göttin Harmonia geweiht war. Das musste sich natürlich auch in seiner Architektur widerspiegeln. Die Baumeister haben sich für die dorische Ordnung entschieden.

Detailaufnahme des Concordia Tempels
Die Säulen des Concordia Tempels im Detail

Auf den Bildern können wir die Säulen gut erkennen. Sie sind im dorischen Stil gebaut, der neben der ionischen und der korinthischen Ordnung ganz klassisch für Tempelbauten ist. Die Bezeichnung dorische Ordnung geht auf den griechischen Volksstamm der Dorer zurück. Diese Säulenordnung ist vor allem in dessen Siedlungsgebiet entwickelt worden.

Bei der Säulenordnung geht es darum, ein harmonisches Verhältnis der Säulen zum Gebälk und Dach des Gebäudes zu entwickeln. Die Architektur der Griechen richtete sich nach gewissen Regeln. Auch wenn diese nie verbindlich aufgeschrieben wurden, mussten die Architekten sie doch beachten. Die dorische Bauordnung zeichnete sich durch klar gegliederte Bauformen aus. Man sieht das ganz gut an den Tempelkapitellen. Währen diese in anderen Bauordnungen verziert oder zumindest geschwungen waren, haben wir bei den dorischen Kapitellen eine klare eckige Form ohne jede Verzierung.

Die Anzahl der Kanneluren (der Verzierungen der einzelnen Säulen) schwankte anfangs zwischen 16 und 20, wurde später aber verbindlich auf 20 festgelegt. In der nachantiken Zeit des Hellenismus gab es hier eine Änderung. Dorische Säulen konnten jetzt auch glatt sein, oder die Kanneluren waren nur angedeutet.

Wer mehr über die dorische Säulenordnung wissen möchte, dem empfehle ich die Lektüre des Artikels zur dorischen Ordnung bei Wikipedia.

Nutzung als Petrus und Paulus geweihte Kirche

Wie bereits erwähnt, ist der Tempel deswegen so gut erhalten, weil er nach der Christianisierung als Kirche genutzt wurde. Es war der Bischof Gregor von Agrigent, der den Tempel im Jahre 597 in eine christliche Basilika umwandeln ließ. Geweiht war sie den Aposteln Petrus und Paulus.

Die hier befindliche Siedlung ist im 17. Jahrhundert aufgegeben wurden. 1749 hat man die Kirche entweiht und danach in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Deshalb können wir den Tempel heute als Relikt aus der Antike sehen und nicht als christliches Bauwerk.

War der Tempel der Eintracht oder den Dioskuren geweiht?

Dass die Kirche gleich zwei Heiligen  geweiht war, führt zur Vermutung, dass dem auch in vorchristlicher Zeit so gewesen ist. Möglicherweise war der Tempel zwei Söhnen des Zeus geweiht: Kastor und Polydeukes. Letzterer ist bei uns unter seinem lateinischen Namen Pollux bekannt. Man nennt die beiden Brüder auch Dioskuren, was sich vom altgriechischen Wort Διόσκουροι ableitet. Die Verehrung der beiden Brüder reicht möglicherweise bis weit in die indogermanische Vorgeschichte der Völker Europas zurück. Ich kenne ihre Geschichte nur in der griechischen Version.

Besucht das Tal der Tempel in Agrigent

Der Concordia Tempel ist nicht die einzige Sehenswürdigkeit in Agrigent. Faszinierend sind auch die Ruinen des Tempels der Hera.

Mehr über das Tal der Tempel könnt Ihr auf der offiziellen Seite der UNESCO zum archäologischen Park in Agrigent erfahren.

Auch gibt es eine Seite der Parkverwaltung.

Die Öffnungszeiten in der Saison sind:

  • Montag bis Freitag: 08.30 Uhr bis 11.00 Uhr
  • Samstag und Sonntag: 08.30 Uhr bis 12.00 Uhr

Der letzte Einlass ist eine halbe Stunde vor Schluss des Parks. Außerhalb der Saison können die abweichen. Bitte erkundigt Euch zu den Öffnungszeiten auf der Seite der Parkverwaltung.

Die Eintrittspreise liegen zwischen 5 Euro und 15 Euro. Aktuelle Einzelheiten zu den Preisen entnehmt bitte der Seite der Parkverwaltung zu den Billietts.

Agrigent ist ein tolles Stück der griechischen Geschichte in Italien. Übrigens gehören das Tal der Tempel seit 1997 zum UNESCO Weltkulturerbe.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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