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Der Tunnel des Eupalinos

Auf Samos gibt es den beeindruckenden Tunnel des Eupalinos. Er wurde im 6. Jahrhundert vor Christus erbaut. Er führt durch den Berg Kastri und diente der Wasserversorgung der antiken Stadt Samos, die heute Pythagorio heißt. Du kannst den Tunnel besuchen.

Tipps für den Besuch des Tunnels

Die UNESCO haben die antiken Ruinen von Pythagorio und dem Tunnel zusammen mit den Resten des Heraions im Jahr 1992 zum Weltkulturerbe erklärt.

Tunnel des Eupalinos - Foto von Birgit Bauer
Tunnel des Eupalinos
(Foto: Birgit Bauer)

Der Tunnel ist eine der Hauptattraktionen des Ortes und problemlos zu finden. Er ist gut ausgeschildert. Der Einlass für Besucher ist am Tunneleingang der Südseite, die bei Pythagorio liegt.

Bis vor kurzem konnte man nur die ersten 200 m durch den Tunnel gehen. Danach war er aus Gründen der Sicherheit gesperrt.

Seit 2023 kannst Du auch tiefer in den Tunnel. Die große Tour führt Dich insgesamt 400 m in das Innere des Berges.

Nach den Touren geht es wieder zurück.

An einigen Stellen kann es eng mit entgegenkommenden Gästen werden. Aber das macht nicht. Mit etwas gegenseitiger Rücksichtnahme sollten alle gut im Tunnel zurecht kommen.

Es ist nach wie vor nicht möglich, den gesamten Tunnel zu durchwandern und auf der anderen Seite wieder aus dem Berg heraus zu kommen.

Man hört gelegentlich von Touristen, die etwas anderes erzählen. Zur Recherche für diesen Artikel habe ich mich bei den Betreibern des Tunnels erkundigt. Es ist definitiv nicht möglich, ihn auf der gesamten Strecke zu durchwandern.

Was kostet der Eintritt?

Es gibt eine kleine und eine große Tour:

  • Kleine Tour (ca. 200 m): 8 Euro
  • Große Tour (ca. 400 m): 10 Euro

Es kann sein, dass in 2024 oder spätestens 2025 der Eintritt teurer wird. Wie genau die Preise sein werden, kann ich leider noch nicht sagen.

Wenn Platzangst (Klaustrophobie) für Dich ein Thema ist, sollte die kleine Tour für Dich genug sein. Ich habe von Leuten gehört, die weiter einfach nicht mehr gehen konnten.

Es ist nicht möglich, den gesamten Tunnel zu durchschreiten.

Öffnungszeiten für den Tunnel des Eupalinos, Kontakt

Dienstag bis Sonntag ist er vormittags von 9 bis 12 Uhr geöffnet und am Nachmittag von 15 bis 17 Uhr.

Eine halbe Stunde vor Schluss ist der letzte Einlass. Achte darauf, dass Du rechtzeitig da bist. Sonst kann es passieren, dass Du unverrichteter Dinge wieder abziehen musst.

Ruhetag: Montags ist der Tunnel geschlossen.

Eine eigene Internetseite des Tunnels gibt es nicht.

Telefonnummer für Informationen zum Tunnel und dem Besuch: 0030 2273 062813.

Tipp: Ruf vorher an und erkundige Dich, ob der Tunnel geöffnet ist.

Was bekommst Du für den Eintritt?

Natürlich bekommst Du für Deinen Eintritt Zugang zum Tunnel. Das ist aber noch nicht alles.

Tunnel des Eupalinos - Foto von Birgit Bauer
Der Info-Flyer zum Tunnel
(Foto: Birgit Bauer)

Sicherheit wird im Tunnel groß geschrieben. Deshalb kommt ein Guide mit auf Deine Tour. Der ist wirklich nur dafür da, auf die Gäste aufzupassen und dafür zu sorgen, dass nichts passiert.

Dann bekommen die Gäste einen kleinen Flyer. Der erklärt sowohl in griechischer als auch in englischer Sprache das wichtigste, was Du zu dem Tunnel wissen möchtest.

Du sprichst kein Griechisch? Dein Englisch ist nicht gut genug, um alle auf dem Flyer zu verstehen? Das macht nichts.

Öffne Dir diese Seite auf Deinem Handy, ehe Du in den Tunnel gehst. Im Tunnel selbst wirst Du keinen Empfang haben. Auf dieser Seite erfährst Du fast alles über den Tunnel, was Du auch aus dem Flyer erfahren kannst.

Was auf dieser Seite nicht in voller Größe wiedergeben kann, ist die Karte im Flyer. Deshalb nimm ihn unbedingt mit. Aus dieser Karte kann man sehr genau nachvollziehen, wie die örtlichen Gegebenheiten sind und wo man sich gerade befindet. Die finde ich wirklich toll.

Achte auf passende Kleidung für den Tunnel

Ganz wichtig: Zieh rutschfeste Schuhe an. Normale Sneaker reichen aus. Die Empfehlung für die Schuhe meine ich ernst. Es macht wirklich keinen Spaß, wenn Du mit Flip Flops unterwegs bist, ausrutscht und stürzt. Weder der Fels des Tunnels noch das Metallgitter über dem unteren Tunnel sind besonders angenehm, wenn Du darauf fällst.

Einige Leute empfehlen auch, eine Taschenlampe mitzuführen. Meiner Meinung nach ist das nicht erforderlich, da der Tunnel gut beleuchtet ist.

Mit der Kleidung kommt es meiner Meinung nach ein wenig auf die Jahreszeit an. Im Tunnel ist es gleichbleibend eher kühl. Während des Sommers kann die Temperatur außerhalb in Richtung der 40 Grad Marke klettern. So paradox es klingt: Wer zum frösteln neigt, dem empfehle ich eine Jacke mit in den Tunnel zu nehmen.

Nordeingang: Nicht für Besucher geöffnet

Der Nordeingang des Tunnels ist auch gefunden worden. Er liegt südwestlich des Klosters Agia Triada, zwischen Mitylini und Chora. Eine Quelle ist unterhalb der Agiades Kapelle des Heiligen Johannes gefunden worden. Sie liegt dort unterhalb des Kirchenfußbodens.

Weshalb ist der Tunnel des Eupalinos gebaut worden?

Die antike Stadt Samos war der Hauptort der Insel und trat in der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. in eine wahre Blüte ein. Der Ort wuchs, ein neues Viertel wurde gebaut um die Menschen unterzubringen. Nur gab es hier kein Trinkwasser. Auch wuchs mit dem Reichtum von Samos die Gefahr feindlicher Überfälle. Um einer Belagerung über längere Zeit hinweg Stand halten zu können, mussten die Menschen auch trinken können. Dafür reichten die vorhandenen Brunnen nicht aus.

Blick in den Tunnel - Foto von Birgit Bauer
Blick in den Tunnel
(Foto: Birgit Bauer)

Also musste eine Wasserleitung gebaut werden, mit der das lebensspendende Nass von außerhalb zugeführt werden konnte, ohne dass Feinde die Möglichkeit hatten, die Wasserversorgung zu unterbrechen.

Der Tyrann Polykrates erteilte den Auftrag zum Bau eines Tunnels. Der war so geplant und ausgeführt, dass Feinde ihn nicht ohne Weiteres erreichen konnten. Dort, wo er zugänglich war, ist er zudem auch leicht zu verteidigen gewesen.

Eupalinos ist der Mann, der den Auftrag zur Durchführung dieses Baus erhalten hat. Wir kennen seinen Namen durch Herodot. Er berichtet in seinen Historien (3,60) vom Tunnel. Als dessen Baumeister nannte er Eupalinos von Megara, den Sohn des Naustrophos. Megara ist ein Ort, der westlich von Athen liegt. Damit kennen wir also den Herkunftsort des Eupalinos und den Namen seines Vaters. Ansonsten wissen wir nicht viel über den Menschen Eupalinos. Der Tunnel darf als sein Lebenswerk gelten, heute ist er nach ihm benannt.

Polykrates hatte Eupalinos für seine Bauvorhaben auf die Insel geholt. Sein erstes Projekt war die Modernisierung des Hafens des antiken Samos.

Das gelang Eupalinos so gut, dass er auch mit dem Bau dieses Tunnels betraut wurde.

Der Bau des Tunnels

Die Quellen, die für die antike Stadt Samos nutzbar gemacht werden sollten, lagen auf der anderen Seite des Berges Kastri. Dieses Quellgebiet nannte man Agiade, heute befindet sich dort eine Klosteranlage mit mehreren Kirchen.

Von hier aus musste nicht nur der Tunnel quer durch den Berg gebaut werden. Auch bedurfte es einer Zuleitung von den Quellen in den Berg, und schließlich musste das Wasser auch in der Stadt selbst verteilt werden. Der Tunnel selbst war also nur ein Teil des Bauwerks zur Wasserversorgung. Mit Sicherheit kann man sagen, dass es der schwierigste Teil war. Deshalb hat man auch zuerst den Tunnel gebaut, danach erst die Leitungssysteme.

Eupalinos hat den Tunnelbau ist sorgfältig geplant. Nach dem Hiskija-Tunnel in Jerusalem ist dies der zweite (bekannte) Tunnel der Geschichte, den man im Gegenvortrieb gebaut hat. Gegenvortrieb bedeutet, dass die Arbeiter den Bau von beiden Seiten zugleich begonnen haben. Das war für die damalige Zeit und den damaligen technischen Standards eine sensationelle Leistung. Der Tunnel ist 1036 m lang und galt zu seiner Zeit als der längste Tunnel überhaupt.

Eupalinos musste ja mit den Mitteln seiner Zeit arbeiten, und er hatte für dieses Projekt mehrere große Herausforderungen zu meistern. So gab es keinen Ort am Berg, von dem aus man zugleich auf den Eingang und auf den Ausgang des Tunnels blicken konnte. Zudem stellten das Höhenniveau und das Gefälle im Tunnel eine Herausforderung dar. Ein Wasserlauf muss bestimmten Regeln gehorchen, ansonsten fließt kein Wasser und der Bau des Tunnels ist vergeblich.

Eupalinos Schlüssel zum Erfolg: Vermessungstechniken

Der Tunnel ist ja im Gegenvortrieb gebaut worden. Man begann also auf beiden Seiten mit den Zugängen. Diese hat man zunächst markiert.

Chorobat
(Quelle: Wikipedia)

Der Schlüssel zum Erfolg des Bauprojekts war wahrscheinlich ein Nivelliergerät, das Chorobat heißt. Dabei handelt es sich im Grunde genommen um einen langen Tisch mit einer Wasserrinne in der Mitte. Wenn das Wasser in der Rinne überall bis an den Rand reicht, steht der Tisch waagerecht. Über Kimme und Korn konnte nun jeder gleich hohe Punkt am Hang markiert werden. Auf diese Weise konnten die Vermesser sich um den halben Berg arbeiten. Mit Stöcken haben sie so eine gerade Linie abstecken können. Wo diese die zuvor markierten horizontalen Zugangspunkte schnitten, mussten Ein- und Ausgang des Tunnels liegen.

Im Berg selbst orientierten die Arbeiter sich vermutlich anderer Vermessungstechniken. Möglicherweise orientierten sie sich mit Hilfe eines Lichtstrahls. Ein Problem war, dass das Gestein sich im Berg teilweise als zu brüchig erwies, um den Tunnel in gerader Linie vorantreiben zu können. Umgehungen wurden mit Hilfe von gleichschenkligen Dreiecken gebaut, so dass die Arbeiter den Tunnel immer wieder auf die ursprünglich geplante Linie zurückführen konnten.

Als der Durchbruch geschafft war, haben Eupalinos und seine Männer eine in der damaligen Zeit schon herausragende Leistung vollbracht. Sie haben im Gegenvortrieb einen Tunnel gebaut, der mehr als 1 km durch einen Berg führte, und der völlig waagerecht war. Aber auf einer völlig waagerechten Ebene kann das Wasser nicht in der gewünschten Weise fließen.

Nord- und Südstollen haben einen Höhenunterschied von nur 60 cm. Ich finde das ist eine Leistung, die angesichts der damaligen Vermessungstechniken sensationell ist.

Der Tunnel in Eupalinos Tunnel: Bau des Grabens

Das Wasser braucht zum Fließen ein gewisses Gefälle.

Der untere Tunnelteil ist mit einem Trittgitter gesichert - Foto von Birgit Bauer
Der untere Tunnelteil ist mit einem Trittgitter gesichert
(Foto: Birgit Bauer)

Diese Herausforderung hätte aber mit einem Röhrensystem bewältigt werden können. Allerdings trat noch ein zweites Problem auf. Nachdem der Tunnel fertig gestellt war, versiegte diese Quelle und begann, auf tieferem Niveau neu zu sprudeln. Die Natur hat der bisherigen Planung auf diese Weise einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Daher mussten die Baumeister einen zweiten Tunnel bauen, der das Wasser auf einer niedrigeren Ebene in Richtung der Stadt führte. Sie haben diesen zweiten und kleineren Tunnel mit Hilfe von vertikalen Gräben gebaut, die vom Haupttunnel zu ihm führen.

Um das notwendige Gefälle zu erzeugen, grub man am Rand des völlig waagerechten Tunnels einen Graben, der am Eingang 4 und am Ausgang 8 m tief ist. In ihm herrscht ein vollkommen gleichmäßiges Gefälle. Im Graben verlegte man dann etwa 4000 Tonröhren, durch die das Wasser floss. Diese Feinjustierung des Gefälle funktionierte über mehr als 1000 Jahre, was eine herausragende Leistung ist. Man musste die Röhren und den Tunnel nur regelmäßig von Unrat befreien, der hinein gespült wurde.

Insgesamt wurden im Tunnel etwa 5000 m³ gewachsener Fels ausgehoben – ohne jede Maschine, nur mit Hammer, Meißel und Schaufel.

Nachdem das Tunnelbauwerk gelungen war, baute man die restlichen Anlagen zur Wasserversorgung. Einmal bedurfte es einer etwa 1000 m langen Zuleitung von der Quelle bis zum Eingang. Zum anderen wurden in der Stadt Leitungen vom Ausgang des Tunnels zu mindestens drei Brunnenhäusern verlegt.

Wann genau man den Tunnel fertig gestellt hat, ist nicht genau zu sagen. Gesichert ist, dass die Fertigstellung nach 10 Jahren Bauzeit zwischen 550 und 530 vor Christus erfolgt ist.

Sklaven haben den Tunnel des Eupalinos gebaut

An dieser Stelle Stelle möchte ich noch auf einen aus heutiger Zeit dunklen Punkt eingehen: Sklaverei.

Wir wissen, dass die Arbeit von Sklaven in antiken Minen ganz furchtbar gewesen sein muss. Die Menschen wurden regelrecht verheizt. Maßnahmen der Arbeitssicherheit gab es kaum, beim Bergbau kam es den Minenbetreibern nur auf die Ausbeute aus dem Berg an. Sklaven waren billig und reichlich verfügbar.

Anders ist die Sache aber bei so spezialisierten Projekten wie einem Tunnelbau. Hier konnten nicht irgendwelche Sklaven eingesetzt werden. Die Männer mussten wissen, was zu tun war. Spezialisten waren gefragt. Das konnten Sklaven, aber aber auch freie Lohnarbeiter sein.

Auch konnten nicht sehr viele Arbeiter gleichzeitig am Vortrieb des Tunnels arbeiten. Dafür war schlicht zu wenig Platz. Im oberen Tunnel konnten vermutlich zur zwei Männer gleichzeitig am Fels arbeiten. Andere Arbeiter sorgten für den Abtransport des Abraums. Aber auch hier war es sehr eng. Der Bauforscher Hermann J. Kienast vermutet, dass vielleicht 5 Personen in einer Schicht gearbeitet haben. Geht man von drei Schichten am Tag aus, kommt man auf 15 Arbeiter pro Tunnelvortrieb, denen vielleicht Hilfskräfte zur Verfügung standen.

Die Bauherren konnten es sich nicht leisten, diese Spezialisten zu verlieren. Das lag nicht nur daran, dass Sklaven mit besonderen Fähigkeiten teuer waren. Sie waren schlicht nicht so einfach zu bekommen wie normale Arbeiter, die außer Muskelkraft nichts mitbringen mussten.

Die Arbeit in diesem Tunnel war sicherlich nicht angenehm. Der Tod eines Arbeitssklaven dürfte hier aber die ganz große Ausnahme geblieben sein.

Wiederentdeckung und Erforschung des Tunnels

Das Tunnelsystem war mehr als 1000 Jahre in Betrieb. Im Mittelalter geriet es allerdings in Vergessenheit.

Oberhalb von Pythagorio gibt es ein Kloster mit mehreren Kirchen, die Anlage nennt man Agiades. Dieser Name für das Quellgebiet war schon in vorchristlicher Zeit gebräuchlich. „Agia“ oder auf Altgriechisch mit einem H-Laut am Anfang des Wortes („Hagia“) ist die weibliche Form des Adjektiv-Wortes für „Heilig“. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Quellgebiet bereits in heidnischer Zeit mit religiösen Vorstellungen verbunden waren. Diese sind im Rahmen der Christianisierung übernommen worden, nur dass die Heiligkeit sich jetzt auf Jesus Christus bezog.

Einem Abt des Klosters gelang es 1882, einen Eingang zum Tunnel des Eupalinos wieder zu entdecken.

Die wissenschaftliche Erforschung hat das Deutsche Archäologische Institut vorangetrieben. 1883 nahm Ernst Fabricius eine erste wissenschaftliche Bestandsaufnahme vor. Dann passierte über fast ein Jahrhundert allerdings nichts. Der Tunnel war nicht gesichert und konnte durch jedermann betreten werden. Man brauchte nur Licht und Mut.

Zwischen 1971 und 1973 haben deutsche Archäologen unter der Leitung von Ulf Jantzen den Tunnel vollständig freigeräumt. 1995 hat der Bauforscher Hermann J. Kienast seine abschließende Untersuchung des gesamten Wasserleitungssystems veröffentlicht.

Heute ist der Tunnel eine Attraktion für Touristen. Vom Südeingang her ist er auf seiner gesamten Länge begehbar.

Pythagoras hat nicht am Bau des Tunnels mitgewirkt

Es gibt Spekulationen darüber, ob Pythagoras am Bau des Tunnels beteiligt war. Antike Quellen erwähnen dazu nichts, was aber noch kein Beweis dafür oder dagegen ist.

Die Planung des Tunnels erforderte mathematische Kenntnisse. Unbestreitbar verfügte Pythagoras über diese. Das allein mag ein Indiz für eine Beteiligung sein. Es gibt aber viel mehr Indizien, die gegen diese These sprechen.

Pythagoras kam aus Samos. Dort wurde er ca. 570 v. Chr. geboren. In der Mitte seines Lebens verließ er seine Heimat und ging nach Unteritalien. In der Forschung wird angegeben, er habe hier ab 532 v. Chr., spätestens ab 529 v. Chr. gelebt.

Das genaue Jahr der Fertigstellung des Tunnels ist nicht bekannt, vermutlich wurden die Arbeiten zwischen 550 v. Chr. und 530 v. Chr. beendet. Theoretisch könnte Pythagoras zwar zumindest an den Planungen beteiligt gewesen sein. Allerdings stand er in klarer Opposition zum Tyrannen Polykrates, der über die Insel herrschte und der den Bau in Auftrag gegeben hat. Diese Gegnerschaft soll auch der Grund für Pythagoras Auswanderung gewesen sein.

Dass Polykrates, der selbst durch eine Art Putsch Herrscher über Samos geworden ist, ausgerechnet einen politischen Gegner in den Bau des Tunnels einbezogen haben soll, ist doch sehr fraglich. Es mag sein, dass Pythagoras sich noch auf der Insel befunden hat, als mit Planungen und/oder Arbeiten am Tunnel begonnen wurde. Das war es aber auch.

Ich persönlich bin aus den genannten Gründen der Ansicht, dass Pythagoras weder an der Planung noch am Bau des Tunnels mitgewirkt haben kann. Meiner Meinung nach gebührt die Anerkennung für Planung und Bau dieses Tunnels ausschließlich Eupalinos, nach dem er heute ja auch benannt ist.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

5 Gedanken zu „Der Tunnel des Eupalinos

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