Sagen und Märchen

Der Drache – ein Märchen aus Griechenland

Der Drache ist ein Märchen aus Griechenland. Sie sind etwas anders als die Märchen, die wir Deutschen aus unserer Kindheit kennen.

Der Drache - ein Märchen aus Griechenland

Dieses Märchen erzählt von einem jungen Mann, der einem furchtbaren Drachen begegnet und ihm mit Intelligenz in die Schranken weist.

Dieses Märchen ist vermutlich in der Zeit der osmanischen Herrschaft über Griechenland entstanden. Kritik an den Besatzern konnte nicht laut und offen formuliert werden. Deshalb sind sie zum Beispiel als Tiergestalten in die Märchen eingeflossen. Hier steht der Drache stellvertretend für einen Osmanen, der mit dem Faulpelz einfach nicht fertig wird, weil der zu intelligent ist.

Ich habe das Märchen „Der Drache“ eingesprochen und im Märchenkanal des Hellas Blog auf YouTube veröffentlicht. Viel Spaß beim Anhören!

Der Drache als Hörbuch mit Bild auf YouTube

Welche Bedeutung hat ein Drache in einem Märchen?

In vielen Märchen und Sagen spielen Drachen eine Rolle. Das ist nicht nur in griechischen Märchen so. Drachen gibt es auch in Märchen aus anderen Ländern.

Das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache erklärt uns die Herkunft des deutschen Wortes Drache. Die Germanen haben von diesem Fabelwesen vermutlich durch römische Heere erfahren, die einen Drachen als Feldzeichen mit sich geführt haben. Das Wort Drache haben die Germanen vom lateinischen draco übernommen.

Der draco ist jedoch keine römische „Erfindung“, sie haben dieses Fabelwesen aus der Vorstellungswelt der Griechen übernommen. Das altgriechische Wort drakon (δράκων) bezeichnet ein Tier, das besonders scharf oder wild blickt. Es gibt auch Übersetzungen mit der Starrblickende oder Schlange. In der Mythologie wird der Drache oft als ein großes Tier mit Schuppen beschrieben, das Eigenschaften von Schlangen, Vögeln und Raubtieren aufweist. Oft ist ein Drache ein Ungeheuer, dass Gott und den Menschen feindlich gesonnen ist und eine große Bedrohung darstellt.

Der Drache in griechischen Mythen und Märchen

In der griechischen Mythologie geht die Beschreibung von Drachen sehr in Richtung von Schlangen. Die Fabeltiere konnten jedoch viele Köpfe haben, so hat Typhon (Τυφῶν) 100 Köpfe oder Hydra (Ὕδρα) immerhin neun. Der Drache Python (Πύθων) bewachte das Orakel von Delphi und wurde von Apollon getötet. Das Motiv, dass ein göttlicher Held den Drachen besiegt, ist schon früh in der griechischen Mythologie bekannt.

Nach dem Fall von Konstantinopel erlebten die Griechen die osmanische Herrschaft als ein großes Unglück. Viele griechische Märchen sind in dieser Zeit entstanden. Der Drache symbolisiert in griechischen Märchen die osmanischen Herrscher im Land der Griechen.

Bei den inzwischen christlich geprägten Hellenen konnte natürlich kein heidnischer Gott auftreten und die Menschen von diesem Unglück befreien. Aber der Mythos von Apollo und Python war zumindest als Erzählmotiv noch nicht völlig in Vergessenheit geraten.

Auch das Vertrauen auf die Hilfe anderer Europäer war schon lange verschwunden. Im Jahr 1204 hatten christliche Kreuzfahrer im Rahmen des Vierten Kreuzzugs Konstantinopel erobert und geplündert. Diese Erfahrung führte zur weiteren Entfremdung der orthodoxen Christenheit vom Westen Europas. Von diesen Leuten erwarteten die Griechen nichts.

Also musste ein Mann aus dem Volk der neue Apollo sein, der den Drachen vertreibt. Das Märchen Der Drache erzählt, wie er es macht.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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