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Ich steig dann ma aus!

Unter dem Titel Ich steig dann ma aus! hat Kuchenuwe seine Autobiographie für die Jahre 1973 bis 1987 aufgeschrieben. Es ist ein tolles Buch mit klarem Bezug zu Kreta. Gerne stelle ich es im Hellas Blog vor.

Wer ist Kuchenuwe?

Am 10. Dezember 1955 erblickte Uwe Sperling in Moers das Licht der Welt. Nach Beendigung der Hauptschule machte er zunächst eine Ausbildung zum Bergmann. Im August 1971 begann er die Ausbildung zum Starkstrom Elektriker bei der Ruhrkohle AG Rheinpreußen. Danach malochte er als Geselle unter Tage.

Kuchenuwe
Kuchenuwe
(Foto stammt von Kuchenuwe)

Schon in der Zeit seiner Lehre kam Uwe in Kontakt mit der Hippie-Bewegung. Freie Liebe, Frieden statt Krieg, die Abkehr von bürgerlichen Normen sowie der Konsum von Haschisch und LSD waren sein Ding. Erste Trips führten ihn nach Norditalien, Jugoslawien, Griechenland bis nach Istanbul.

Die Bundeswehr stellte Uwes Welt auf den Kopf, als er den Grundwehrdienst ableisten musste. Die Kriegsdienstverweigerung hatte nicht geklappt und Uwe musste sich mehr oder weniger mit dem Bund arrangieren. Er hatte dort viele Kumpels gefunden, und LSD half ihm in dieser Zeit auch.

Im März 1976 kam sein Freund Rainer auf ihn zu. Rainer war auch einberufen worden, aber gar nicht erst beim Bund erschienen. Er galt als fahnenflüchtig und hatte gehört, dass in Matala auf Kreta Milch und Honig fließen. Also schmiedeten er und Uwe den Plan, dorthin abzuhauen.

Uwe nahm sich eine Woche Urlaub beim Bund, packte was er hatte und fuhr zusammen mit Rainer gen Süden. So landete er schließlich auf Kreta in Matala.

Wie dann auch Uwe Sperling der heutige Kuchenuwe wurde, erfährst Du in seiner Autobiographie.

Ich steig dann ma aus!

Den Titel hat Uwe ganz bewusst so gewählt. Der Hippie, der das Wort „mal“ nicht voll ausspricht, sondern bewusst und schnoddrig zugleich „ma“ sagt.

Ich steig dann ma aus! - Autobiographie von Kuchenuwe
Ich steig dann ma aus! – Autobiographie von Kuchenuwe

Nicht alles hat geklappt in Uwes Leben. Zum Beispiel seine Fahnenflucht, die ist gescheitert. Der Plan war, auf Kreta in Matala bei den Hippies unterzukommen. Uwe und sein Freund Rainer hatten gehört, dass dort Milch und Honig fließen. Mit Uwes Auto, etwas Geld und seinen Schallplatten sind beide nach Matala gekommen. In mehr als 100 Höhlen wohnten dort Hippies aus vielen Ländern.

Der Plan war, die Schallplatten und das Auto – ein BMW 1602 – vor Ort zu verkaufen und davon zu leben. Die Schallplatten fanden Abnehmer, das Auto ließ sich aufgrund der dann fälligen Einfuhrsteuern allerdings nicht verkaufen.

In Matala hatten Cat Stevens, Bob Dylan und Joni Mitchell gelebt. Joni hatte ihren Song Carey in Matala geschrieben. Vor Ort stellten Uwe und Rainer fest, dass Cat, Bob und Joni nicht mehr hier waren. Auch waren nicht alle Leute in Matala nette und unkomplizierte Hippies. Einige waren sehr unangenehme Zeitgenossen.

Als Geld und zu verkaufende Schallplatten zur Neige gingen, mussten Uwe und Rainer sich etwas überlegen. Das Auto war nicht zu verkaufen. Also sollte es zurück nach Deutschland gehen.

Zurück zur Bundeswehr

Ob er sich schon dazu etwas überlegt hatte, wie er der Bundeswehr seine Fahnenflucht erklären konnte? Der Zufall kam Uwe hier zur Hilfe. In Athen liefen Menschen auf einmal weg, es lag der Geruch von Gas in der Luft und auf einmal standen sie vor einem Panzer. Zurück bei der Bundeswehr erzählte er dem für ihn zuständigen Offizier, dass er zufällig in Griechenland in einen Putsch geraten sei und erklärte so seine lange Abwesenheit. Eine Woche Urlaub hatte Uwe ja gehabt, einige mehr war er weg. Dass er sich nicht gemeldet hatte, begründete er mit dem Putsch des griechischen Militär rund kam damit durch. Einzig dafür, dass er durch Jugoslawien – damals für Bundeswehrangehörige streng verbotener Ostblock – gefahren war, kassierte er zwei Wochen verschärften Arrest.

Uwes Leben mutet ein Stück weit chaotisch an. Wir erfahren einiges von seiner Zuneigung zu LSD und vielen Frauen und natürlich auch von seiner Abneigung, sich herumkommandieren und in feste Schemata pressen zu lassen.

Von Kreta in die weite Welt

1978 war Uwe wieder auf Kreta. Von da aus ging es über die Türkei und den Iran nach Afghanistan. Der drohende Einmarsch der Sowjets in Afghanistan stand bevor, das Visum lief aus, also ging es weiter über Pakistan nach Indien. Wir erfahren im Buch sehr viel über das Leben als Hippie auf dieser Reise. Schließlich geht es über die Türkei zurück nach Griechenland. Und im Oktober 1979 war Uwe zurück in Deutschland. Dort arbeitete Uwe wieder, aber 1980 stellte er endgültig fest, dass ein Angestelltenverhältnis nichts für ihn war. 1981 ist Uwe zurück auf Kreta.

Kuchenuwe erzählt, wie er in Sivas die Aufführung des Films Alexis Sorbas erlebt hat. Für mich ist das eine der ergreifendsten Schilderungen über die Kreter und ihrem Verhältnis zu diesem Film, die ich kenne. Lest das bitte ab Seite 168 selbst nach. Ganz bewusst gebe ich Uwes Schilderung hier nicht wieder. Später geht es mit Uwe wieder auf dem Hippie Trail bis nach Goa.

Im Juli 1984 heißt es für Uwe dann „Einmal Matala immer Matala“ und er sucht sich dort eine Bleibe. Nur klappte es mit der Sesshaftigkeit erstmal nicht, Uwe führt es über Deutschland bis hin nach Australien. Uwe erlebt noch so einiges, sogar eine kurze Karriere als Filmschauspieler ist mit dabei.

Schließlich kommt mit dem 19. Mai 1986 die wunderbare Wendung in Uwes Leben: Er begegnet Birgit. Und damit ändert sich für ihn alles. Beide sind seit ihrer ersten, entscheidenden Begegnung zusammen geblieben. Und aus Uwe dem Hippie sollte jetzt Kuchenuwe werden, der am Strand von Kommos Kuchen verkauft.

Rolands Meinung zu Ich steig dann ma aus!

Das Buch zieht Dich in die Zeit der Blumenkinder, ohne etwas zu verniedlichen und zu beschönigen. Uwe schreibt, wie es war. Er ist absolut ehrlich und ich glaube ihm jedes Wort!

Kuchenuwes Stand am Kommos Beach
Kuchenuwes Stand am Kommos Beach

Wer sich für die Hippies von Matala und/oder das Leben in Kreta in den 1970er Jahren interessiert, findet hier vieles, was man woanders so nicht lesen kann.

Für mich war das Buch eine fantastische Urlaubslektüre. Die 408 Seiten hatte ich innerhalb von drei Tagen verschlungen. Uwe schreibt ganz natürlich, kein gekünstelter Stil; er ist gut zu verstehen. Und ich höre ihm gerne zu bzw. lese seine Worte mit immer größerer Neugier.

Wie es mit Uwe weiterging, ist übrigens nicht schwer herauszufinden. Er ist natürlich viel auf Kreta anzutreffen, auch hat Uwe eine kleine Webseite.

Uwe und Birgit

Am Ende des Buches erfahren wir, dass Uwe und Birgit sich begegnen und ineinander verlieben. 1998 fing Uwe an, am Strand von Kommos Kuchen zu verkaufen. Über weit mehr als 20 Jahre war er dort eine feste Einrichtung, die niemanden störte und viele Gäste begeisterte. Neider gab es wohl immer, aber bis 2021 kam Uwe damit zurecht. Auf Story.One schildert Uwe, was ab 2020 dann passiert ist. Einer mit einem Kantinenwagen machte ihm das Leben sehr schwer, bedrohte ihn sogar regelrecht. Und am 7. Oktober 2021 war es dann vorbei. Zwei Zivilbeamte erschienen am Strand und machten Uwe unmissverständlich klar, dass er sein Lager dort nicht mehr aufbauen und Kuchen verkaufen durfte. Kuchenuwe lässt sich aber nicht unterkriegen, privat trifft man ihn auf seiner Sanddünen-Lounge am Strand von Kommos.

Da ist noch Stoff für ein zweites Buch!

Das steht zwar alles nicht im Buch, das 1987 endet. Aber man merkt, dass Uwe auf Kreta einfach verdammt viel erlebt hat. Da ist locker noch Stoff für ein zweites Buch, ich wäre begeistert. Oder wenn man auf Kreta ist, fährt man einfach vorbei und redet mit ihm.

Fakt ist für mich: Ich steig dann ma aus! ist eine tolle und unterhaltsame Lektüre. Wie Uwe sich auf seinen Reisen als Mensch entwickelt und welche große Rolle Kreta als steter Anlaufpunkt für sein Leben als Traveller spielt, kommt wirklich gut rüber. Ich mag das Buch sehr und möchte es allen Kreta-Fans empfehlen.

Wo ist Ich steig dann ma aus! zu kaufen?

Ich steig dann ma aus! von Kuchenuwe ist prinzipiell in jeder Buchhandlung und auch im Online-Handel zu kaufen. Es ist als Taschenbuch und auch als E-Book erhältlich. Da das Buch als Book on Demand erschienen ist, wird es im gängigen stationären Buchhandel vermutlich nicht vorrätig sein, man kann es dort aber bestellen. Sowohl bei den üblichen Online-Händlern als auch direkt beim Verlag ist es ebenfalls zu bekommen.

Wer von Euch das Buch kaufen möchte, braucht dafür diese Informationen:

  • Ich steig dann ma aus! Kuchenuwe auf dem Hippie Trail – Autobiographie 1973-1987
  • 3. Edition (20.06.2023)
  • Autor Kuchenuwe
  • ISBN für das Buch: 978-3753490571
  • Preis für das Buch: 35,99 Euro
  • 408 Seiten
  • ASIN für das E-Book: B09QXF99B3
  • Preis für das E-Book: 15,99 Euro
  • Verlag: Books on Demand

Mehr über das Buch erfährst Du auf der Homepage des Verlags. Dort gibt es auch eine Leseprobe aus Ich steig dann ma aus!

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

5 Gedanken zu „Ich steig dann ma aus!

  • Moin Roland, danke das du das Buch von Kuchen Uwe vor stellt. Kuchen Uwe ist natürlich ein sehr interessanter und lieber Mensch. Das Buch ist aber viel zu teuer, ich kann mir das nicht leisten.

    Wie es mit Kuchen Uwe weiter geht ist unklar. Die Kantina bei der Archäologische Stätte Choros Kommos, am Komos Strand hat Kuchen Uwe angezeigt. Seitdem darf Kuchen Uwe sein Basislager nicht mehr am Komos Strand aufschlagen. Er ist aktuell auch viel in Deutschland, da seine Mutter krank ist.

    HP von Kuchen Uwe: https://kuchen-uwe-1.jimdosite.com/

    Ta Leme, kv

    Antwort
    • Hallo Kokkinos Vrachos. Ich fand das Buch auch ein bisschen teuer, aber ich kann mir vorstellen, dass Uwe auch ein bisschen an dem Buch verdienen will, für all die Arbeit, die er hatte. Ich habe letztes Jahr selbst ein Buch über Selfpublishing gemacht, und weiß, dass da einige Mindestkosten weggehen. Die Druckkosten sind ja schon ziemlich hoch. Du kannst auch das E-Book kaufen, da verdient Uwe wohl genauso viel dran und es ist billiger. Schöne Grüße aus Ferrara, Italien

      Antwort
      • Danke für den Bericht zu Deinen eigenen Erfahrungen. Auf der Seite des Verlages gibt es einen Kalkulator. Daran kann man gut nachvollziehen, dass vom Kaufpreis nicht allzuviel bei Uwe ankommt.

        Antwort

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