Griechenland

Poros wird die neue „grüne“ Insel von Griechenland

Nach Astypalea wird die Insel Poros das nächste „grüne“ Vorzeigeprojekt in Griechenland.

Griechenland und COP28

Die Abkürzung “COP28” steht für die 28. Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC). Sie findet vom 30. November bis 12. Dezember 2023 in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) statt. 

Die Konferenz verfolgt das Ziel, globale Lösungen zum menschgemachten Klimawandel zu finden. Das Ziel der Begrenzung eines globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad wird verfolgt. Und die Länder informieren über ihre natiuonalen Klimapläne (Nationally Determined Contributions)

Der „grüne“ Übergang in eine Zukunft mit deutlich niedrigeren CO2-Emissionen als bisher soll verfolgt werden. Letzten Endes geht es darum, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen.

Auch Griechenland beteiligt sich aktiv an Cop28. Vertreten wird das Land durch den Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis, der eine große Delegation anführt. Im Internet gibt es einen virtuellen Pavillon Griechenlands, den Du unter der Domain greeceincop.gr besuchen kannst. Es gibt aber auch einen richtigen Pavillon in Dubai.

Mitsotakis: Poros wird die nächste „grüne“ Insel in Griechenland

Im griechischen Pavillon gab es eine kurze Veranstaltung in Anwesenheit des griechischen Premierministers Kyriakos Mitsotakis und dem Vorsitzenden der internationalen Klimakonferenz, Sultan Ahmed al-Jaber. Auf dieser verkündete Mitsotakis, dass die Insel Poros in eine „grüne“ Insel umgewandelt werden soll.

In diesem Zusammenhang gibt es vier Themen, die Griechenland auf Poros umsetzen möchte:

Blick auf Poros vom Meer aus
Blick auf Poros vom Meer aus

Erneuerbare Energien: Künftig soll der größte Teil des Energiebedarfs der Insel aus erneuerbaren Energien gestillt werden. Zu diesem Zweck baut man in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Masdar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Photovoltaikanlage. Zudem trifft die Regierung Maßnahmen getroffen, die zu einem effizienteren Energieverbrauch durch Bewohner und Toursisten führen sollen.

Dekarbonisierung der Fährlinie: Poros ist von Athen aus mit verschiedenen Fähren zu erreichen. Zudem gibt es eine Autofähre, die Galatas (Festland gegenüber von Poros) mit der Insel verbindet. Schließlich gibt es kleine Passagierboote, mit denen die Menschen rund um die Uhr aufs Festland übersetzen können. Alle Boote und Schiffe laufen mit herkömmlichen Dieselmotoren. Ein elektrisch betriebenes Fährschiff wird angeschafft und so die Dekarbonisierung der Fährlinie eingeleitet.

Elektromobilität: Die öffentlichen Fahrzeuge auf Poros sollen durch Elektrofahrzeuge ersetzt werden. Für die Lieferung von Waren sollen künftig Elektro-Lkw dienen. Ein Netz von Ladestationen soll den Betrieb der Elektrofahrzeuge praktisch möglich machen.

Müll: Neben dem Thema Energie liegt der Fokus auch auf die Kreislaufwirtschaft mit entsprechendem Abfallmangemenent.

Mitsotakis, der Pragmatiker

Als ich davon erfahren habe, stellte ich mir eine Frage: Warum Poros? Mitsotakis entpuppt sich als Pragmatiker. Er will das Projekt der Dekarbonisierung in Griechenland vorantreiben. Dazu braucht er Erfolge. Auf einer kleinen Insel so ein Thema voranzutreiben ist wesentlich einfacher als in großen Städten.

Er rechnet damit, dass dieses Projekt auch gut für Poros sein wird. Die Insel folgt damit letzten Endes dem Beispiel von Astypalea. Dort betreibt VW eine Zukunftswerkstatt mit E-Mobilität und neuen öffentlichen Verkehrskonzepten. Bis 2026 wird die Insel auf ein neues Energiesystem und nachhaltige Mobilität umgestellt, so das Handelsblatt im Juni 2022. Im Juni 2023 meldete VW, dass ein 3-Megawatt-Solarpark die E-Fahrzeuge der Insel vollständig mit Strom versorgen wird.

Die Wirtschaftszeitung Oikonomikós Tachidrómos (Οικονομικός Ταχυδρόμος) berichtete, dass Mitsotakis noch einen weiteren Effekt sieht: Nachdem die Pläne zum grünen Umbau des Verkehrs auf Astypalea bekannt wurden, kam es zu einem spürbaren Anstieg des Tourismus. Mit diesem Effekt können auch die Menschen auf Poros von dem Vorhaben profitieren. Die Nähe zum Festland macht es zudem einfach, Erfahrungen mit elektrisch betriebenen Fährschiffen zu sammeln.

Die Energiewende in Griechenland

Soweit ich es sehe, geht Griechenland das Thema der Energiewende mit einer anderen Strategie an als Deutschland. Man beginnt mit kleinen, aber vor Ort sehr umfassenden Projekten. Das Muster dafür ist Astypálea. Die Insel wid komplett auf Nachhaltigkeit umgestellt. Dazu hat Griechenland die Kooperation mit einem ausländischen Unternehmen gesucht, im Fall von Astypálea ist das VW. Zeigt sich, dass die Menschen auf der Insel von den Maßnahmen profitieren, wird die Bereitschaft an anderen Orten sehr groß sein, die Energiewende dort umzusetzen.

Auf Póros geht die Regierung neben der Dekarbonisierung noch das Thema der Abfallwirtschaft an. Auch hier liegt in Griechenland einiges im Argen. Was auf Póros funktioniert und den Menschen vor Ort einen Vorteil bringt, werden andere Kommunen in Griechenland auch wollen.

Ich finde die Vorgehensweise der Griechen sehr klug. Deutschland kann in diesem Punkt von Griechenland lernen.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

5 Gedanken zu „Poros wird die neue „grüne“ Insel von Griechenland

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