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Urlaub und Nachhaltigkeit gehen auf Rhodos zusammen

Rhodos ist ein beliebtes Ziel für den Urlaub, für das Nachhaltigkeit eine immer größere Bedeutung bekommt. Das Handelsblatt berichtet von einer wirklich spannenden Entwicklung.

Blick vom Profitis Elias auf das Mittelmeer vor Rhodos
Blick vom Profitis Elias auf das Mittelmeer vor Rhodos
(Foto von Freunden aus Rhodos)

Urlaub auf Rhodos ist immer wieder mal ein Thema im Hellas Blog. Das wird es in Zukunft noch mehr werden.

Das Handelsblatt berichtet, dass es nicht nur um vordergründige Ziele geht. Auch soziale Fragen stehen im Fokus. Die Frage nach bezahlbarem Wohnraum und Arbeit außerhalb der Urlaubssaison soll angegangen werden.

Das Handelsblatt berichtet, was ein Manager der TUI zu der Sache sagt. Es gehe darum, Ansätze zu finden, die sich auch auf andere Inseln und Länder übertragen lassen. Denn die Herausforderungen seien auch andernorts ähnlich wie auf Rhodos.

Daraus sehe ich, dass man auf der Insel mit den großen Tourismusunternehmen in Kontakt steht. Das ist prima, denn nur so kann es funktionieren. Alle Beteiligte müssen sich hinsichtlich der Ziele einige sein und an einem Strang ziehen.

Konkret geht es für Rhodos um diese Ziele:

  • 2026: Hotels, Sehenswürdigkeiten und Strände sind weitgehend barrierefrei.
  • 2027: Plastik ist weitgehend von der Insel verbannt.
  • Nachhaltigkeit: Die örtliche Agrarproduktion soll um 50% steigen, weniger Obst und Gemüse wird vom Festland auf die Insel gebracht. Der Wasserverbrauch wird reduziert.
  • 2030: Rhodos ist klimaneutral.

Ich halte diese Ziele für wirklich sehr ambitioniert. Dass Plastik von der Insel verschwindet, dürfte dabei noch am ehesten zu erreichen sein. Denn die Europäische Union macht seit Jahren entsprechende Vorgaben.

Auch die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion halte ich für machbar. So werden Nachhaltigkeit und Urlaub auf Rhodos prima zusammen gehen.

Klimaneutralität: Das wird eng bis 2030

Wirklich ambitioniert ist das Vorhaben, bis 2030 klimaneutral zu werden. Auf Rhodos gibt es nicht nur viel Sonne, sondern auch viel Wind. Von daher halte ich es für möglich, dass die Energieerzeugung für die Insel auf erneuerbare Energie umgestellt werden kann. Ob das bis 2030 klappen kann, wage ich nicht zu beurteilen. Dazu müssten sehr viele Solaranlagen und Windmühlen errichtet werden. Das mag in den kommenden sechs Jahren möglich sein, ist aber sehr ambitioniert.

Zur Klimaneutralität gehört auch, dass die Autos CO2-neutral werden. Griechenland erhebt sehr hohe Einfuhrsteuern auf Kraftfahrzeuge, viele Griechen können sich nicht mal eben so ein neues Auto kaufen. Das gilt auch für die Menschen auf Rhodos. Der Staat wird den Kauf von Elektrofahrzeugen günstiger machen müssen als bisher, wenn diese Technik sich durchsetzen soll. Zudem fürchte ich, dass die Elektroleitungen sowohl auf der Insel als auch an den einzelnen Gebäuden nicht alle in der Lage sind, die Stromlast zu tragen die es braucht, wenn alle Fahrzeuge künftig per Strom und nicht mit einem fossilen Kraftstoff betankt werden sollen.

In diesem Zusammenhang sollte man wissen, dass Griechenland schon seit längerem Anstrengungen in Sachen Energieerzeugung unternimmt. 2019 hat die Regierung angekündigt, bis 2028 aus der Verstromung von Braunkohle aussteigen zu wollen. Und die Energieversorgung der Inseln erfolgt über Leitungen durch die hohe See mehr und mehr vom Festland aus. So kann auf Santorin zum Beispiel das örtliche Kraftwert, das Masut verarbeitet, abgeschaltet werden. Es dürfte aber nicht möglich sein, alle griechischen Inseln vom Festland aus mit Energie zu versorgen. Viele sind kaum besiedelt oder zu weit weg. Da müssen andere, örtliche Energiequellen her. Das Projekt auf Rhodos halte ich deshalb für sehr wichtig. Funktioniert die nachhaltige Energiegewinnung hier, wird die Methode auch auf andere Inseln zu übertragen sein.

Sollte das Ziel der Klimaneutralität erst zwei oder drei Jahre später erreicht werden, wäre das immer noch sehr gut.

Barrierefreiheit: bis 2026 ist das nicht zu schaffen

Wo ich allerdings skeptisch bin, ist das Thema der Barrierefreiheit. Es ist relativ einfach, die Strände barrierefrei zu machen. Dazu müssen nur Rampen installiert werden, mit denen Rollstuhlfahrer ins Meer können. Sowas habe ich schon gesehen, das ist toll und dürfte nicht so viel kosten.

Dass bis 2026 alle Hotels barrierefrei sind, halte ich nicht für möglich. Dazu reicht es nicht, dass alle Zimmer ebenerdig oder über einen Fahrstuhl zu erreichen sind. Auch die Zimmer müssen barrierefrei sein, insbesondere die Sanitärräume. So müssen die Sitze der Toiletten dem Bedarf von Menschen mit Einschränkungen gerecht werden. Um das hinzubekommen, werden die Hotels sehr viel Geld in die Hand nehmen müssen. Ich kann mir bei dem einen oder anderen Betrieb vorstellen, dass das nicht geht. Und schließlich müssen auch Handwerker da sein, die das alles bauen. Auch da bin ich skeptisch.

Bei sehr vielen Sehenswürdigkeiten aus der Antike oder dem Mittelalter bin ich mir auch sicher, dass das mit der Barrierefreiheit schwierig wird. So ist vor einigen Jahrzehnten nicht gebaut worden und schon gar nicht vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden. Wenn man zumindest die Museen und einige historische Sehenswürdigkeiten barrierefrei bekommt, wäre das aber schon toll.

Rolands Meinung zu Urlaub und Nachhaltigkeit auf Rhodos

Ich finde es wirklich gut, was die Verantwortlichen auf der Insel vorhaben. Insbesondere die Stärkung der Barrierefreiheit finde ich extrem wichtig. Bereits heute gibt es auf Rhodos Angebote für Menschen mit Behinderung. Ende letzten Jahres habe ich über Poros als neue grüne Insel Griechenlands geschrieben. Wenn Rhodos seine Ziele erreicht, ist das fantastisch.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

3 Gedanken zu „Urlaub und Nachhaltigkeit gehen auf Rhodos zusammen

  • Rhodos steht aber schon für eine Art Massentourismus und seit ein paar Jahren für massiven Kreuzfahrttourismus. Ich denke, da ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen.

    Der Touristik-Riese TUI, als Partner, für die Umsetzung derZiele/Imagewandel sehen ich aber sehr skeptisch. Ich lasse mich aber gerne positiv überraschen.

    Kalo Vradi, kv

    Antwort
  • „Ich halte diese Ziele für wirklich sehr ambitioniert. Dass Plastik von der Insel verschwindet, dürfte dabei noch am ehesten zu erreichen sein. Denn die Europäische Union macht seit Jahren entsprechende Vorgaben.“

    Moin Roland, das sehe ich anders. Solange der tägliche Wahnsinn mit den Frappé-Bechern und den Plastik-Wasserflaschen anhält, sehe ich kein Licht am Tunnel.
    Die Plastiktüten werden einen immer noch hinterher geschmissen. Nur bei Lild kostet die Tüte etwas.

    „Die Griechen verbrauchen ca. 4,3 Milliarden Plastiktüten pro Jahr. Nur 1% davon wird recycelt. Laut Greenpeace werden heute in Griechenland jedes Jahr 4,3 Milliarden Plastiktüten verwendet, 300 Millionen Plastikbecher und zwei Milliarden Plastikflaschen für Wasser und alkoholfreie Getränke (ca. 250 Plastikflaschen pro Person!).
    In Griechenland werden jährlich 5,6 Millionen Tonnen Abfälle verursacht; 6 % mehr als vor fünf Jahren. Zu diesem Schluss kommt die Europäische Umweltagentur in einem kürzlich verfassten Bericht.
    Griechenland hingegen ist unter jenen 18 Staaten, die die vorgeschriebenen Ziele nicht erreichen können. Der Europäischen Umweltagentur zufolge werden in Griechenland weniger als 16 % des Abfalls recycelt.“
    (Griechenland Zeitung, 2.Juli 2023)

    Das eine sind Vorgaben aus Brüssel, dass andere ist die Mentalität der Griechen. Eine Veränderung braucht noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Beim Thema Umweltschutz fehlt es vielen Griechen an Bewusstsein.

    Viele Grüße von Kreta, kv

    Antwort
    • Moin,

      danke für Deinen Kommentar. Es bleibt in der Tat abzuwarten, wie die Umsetzung der Pläne laufen wird. Ich denke aber grundsätzlich, dass man Rhodos eine Chance geben darf, den Ankündigungen auch Taten folgen zu lassen.

      Antwort

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