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Agia Irini in Perissa

Die Insel Santorin hat ihren Namen von der Heiligen Irene, die hier seit alters her verehrt wurde. Die Griechen nennen sie Irini. Als die Venezianer kamen, war sie für sie die Santa Irini. Mit der Zeit zogen die Menschen die Worte zusammen. So entstand der heutige Inselname Santorin.

Verehrung der Agia Irini in Perissa

Der Ort, der heute Perissa heißt, war bereits in der Antike eine bedeutende Siedlung.

Das Ausgrabungsgelände der Agia Irini in Perissa
Das Ausgrabungsgelände der Agia Irini in Perissa

Der Name war Elefsina. Nach der Christianisierung der Insel errichtete man hier eine Basilika im byzantinischen Stil. Sie war der Heiligen Irene geweiht.

Als der Ort im 8. Jahrhundert aufgegeben wurde, verfiel die Basilika. Sie ist erst vor einigen Jahren wieder entdeckt und zum Teil ausgegraben worden. Die Ruinen findest Du direkt am Mesa Vouno.

Perissa ist insofern namensgebend für die Insel Santorin. Die Heilige Irene heißt auf Griechisch „Agia Irini“.

Die Venezianer benutzten statt des griechischen „Agia“ das italienische Wort „Santa.“ Aus der Inselheiligen „Santa Irini“ machten die Seefahrer einen neuen Inselnamen: „Santorin“.

Wer war die Heilige Irene?

Auf der Insel wurde schon vor der venezianischen Herrschaft die Heilige Irene verehrt.

Das Kirchegebäude der Basilika Agia Irini
Das Kirchegebäude der Basilika Agia Irini

Statt des griechischen agia für „heilig“ sagten die Venezianer santa. Das griechische Irini für Irene behielten sie bei. So verschmolzen santa und Irini zu Santorini, wenn es darum ging die Insel zu bezeichnen, auf der Irene ganz besonders verehrt wurde.

Es gibt mehrere Heilige mit dem Namen Irene. Die auf der Insel verehrte Irene wurde im 3. Jahrhundert n.Chr. in Thessaloniki geboren. Die war eine Märtyrin, die 310 n.Chr. durch Enthauptung starb.

Über Irene ist nicht viel überliefert. In der Christenverfolgung unter Kaiser Licinius soll sie ihr Martyrium erlitten haben.

Ich persönlich bezweifele das. Licinius war zwar Heide, betrieb aber eine sehr tolerante Religionspolitik.

Agia Irini – Mythos oder realer Mensch?

Ich habe keinen Zweifel daran, dass Irini ein realer Mensch war, den es wirklich gab. Auch glaube ich, dass sie als frühe und sehr gläubige Christin eingeordnet werden darf.

Aber stimmt die Sache mit Licinius? Licinius war ein Adoptivsohn des Diokletian und von 308 bis 324 n. Chr. römischer Kaiser.

Bauteile der Agia Irini
Bauteile der Agia Irini

Verbündet war Licinius mit Konstantin dem Großen, beide teilten sich die Kaiserwürde. Licinius war zudem mit einer Schwester Konstantins verheiratet. Später kam es zum Konflikt zwischen beiden, ein Krieg um die Macht brach aus. Die christlichen Bischöfe stellten sich auf Konstantins Seite, was zu Repressionen durch Licinius führte. Für eine regelrechte Christenverfolgung gibt es keine historischen Nachweise. Nach Konstantins Sieg wurde Licinius hingerichtet.

Die Hinrichtung eines Mitkaisers musste dem Volk propagandistisch als Notwendigkeit verkauft werden. Licinius suchte außerhalb des römischen Reichs Verbündete gegen Konstantin. Das war Hochverrat, aber der war in der Antike so ungewöhnlich nicht.

Die Christen stellten inzwischen einen großen Anteil an der Bevölkerung des römischen Reichs.

Trümmer vor der Ruine der Agia Irini
Trümmer vor der Ruine der Agia Irini

Autoren, die klar für Konstantin Partei ergriffen, zogen das Schwert, das sich am effektivsten gegen Licinius Reputation führen ließ: Der Vorwurf der Christenverfolgung.

Aber Irene ist eben auch ein Mythos. Später gibt es Berichte, dass sie sogar die Tochter des Licinius gewesen sein soll. Dieser sei nach einem Pferdebiss gestorben, aber Irene betete für ihn und er erwachte wieder zum Leben.

Dieses Ereignis habe zu einer Massenkonvertierung geführt, weswegen sie gefangen genommen und am 5. Mai 310 hingerichtet worden sei.

Irini: Patronin der Jungfrauen und Dienstmägde

Irene ist die Patronin der Jungfrauen und Dienstmägde. Sowohl in der katholischen als auch in der orthodoxen Kirche ist der 5. Mai ihr Gedenktag. Im 13. Jahrhundert gelangten ihre Reliquien gelangten nach Lecce in Apulien.

Am meisten haben die Christen die Heilige Irene im Griechisch sprechenden Osten des Römischen Reiches verehrt. Alleine in Konstantinopel gab es fünf ihr geweihte Kirchen.

Auf Santorini hat man Agia Irini schon früh verehrt. Ihre Kirche stand im heutigen Perissa, dort sind noch deren Ruinen zu sehen.

Die beiden Schiffe der Agia Irini
Die beiden Schiffe der Agia Irini

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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