Festland

Über den Poseidon-Tempel bei Klidi

Im letzten Jahr haben Forscher bei Klidi (Κλειδί) einen Poseidon-Tempel entdeckt. Wie sich jetzt zeigt, ist der größer als bisher vermutet.

2022: Poseidon-Tempel bei Klidi entdeckt

Die Ausgrabungsstätte Samikon ist schon länger bekannt. Unterhalb davon haben Archäologen 2022 einen Tempel entdeckt, der dem Meeresgott Poseidon geweiht war.

Fundament des Poseidon-Tempels
(Bildquelle: Österreichisches Archäologisches Institut)

Am 10. Oktober 2022 veröffentlichte das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI) die Entdeckung des Tempelbezirks in Klidi-Samikon. Das ÖAI kam dem Tempel durch Strabon auf die Spur. Dieser berichtete im 8. Buch seiner Geographika davon, dass es hier einen Poseidon-Tempel geben solle.

In den Jahren 2017, 2018 und 2021 führte das ÖAI in Zusammenarbeit mit den Universitäten Mainz und Kiel geoarchäologische und geophysikalische Untersuchungen durch. Über diese landschaftsarchäologischen Untersuchungen hatte das ÖAI seinerzeit auf seiner Homepage berichtet. 2022 folgte dann der Durchbruch und Erfolg.

Die Archäologen konnten Teile des Fundaments eines Gebäudes freilegen, das 9,40 m breit war. Die Länge des Baus stellten sie mit mindestens 28 m fest. Die Mauern waren sorgfältig gesetzt und 80 cm dick. Ich meine, dass es sich in der Antike um ein sehr beeindruckendes Gebäude gehandelt haben muss.

2023: Forscher finden mehr über den Tempel heraus

Drohnenfoto der Ausgrabung von 2023
(Bildquelle: Österreichisches Archäologisches Institut)

Am 26. Januar 2024 gab das ÖAI dann auf seiner Homepage bekannt, dass der Poseidon-Tempel größer sei als bisher angenommen. Das haben Grabungen ergeben, die Archäologen des ÖAI und des griechischen Kulturministeriums in der Kampagne 2023 vorgenommen haben.

Die Dimensionen des Tempels sind etwas größer als ursprünglich erwartet. Man weiß jetzt, dass es sich um einen archaischen Tempelbau handelt, der aus zwei Haupträumen bestand. In der Mitte gab es eine Reihe aus zwei Säulen, die das große Tempeldach stützten.

Welche Funktion die beiden Räume hatten, ist noch unklar. Es kann sein, dass es sich um einen Doppeltempel handelte, in dem zwei Gottheiten verehrt wurden. Vielleicht gehörten die Räume aber auch baulich zusammen und dienten der Verehrung nur eines Gottes, wobei die konkrete Funktion der Räume noch unklar ist.

Was die Forscher auch herausgefunden haben, ist, dass es zwei große Bauphasen zu diesem Tempel gab. Der archaische Tempel dürfte aus dem 6. Jahrhundert v.Chr. stammen, ein größerer Umbau fand gegen Ende des 4. oder Anfang des 3. Jahrhunderts v.Chr. statt.

Strabon beschreibt den Tempel als Hain mit wilden Olivenbäumen. Die spannende Frage ist, ob hier noch weitere Tempelgebäude, Altäre oder Schatzhäuser nachgewiesen werden können. Schon jetzt ist klar, dass Archäologen hier noch viel zu tun haben und dass wir in Zukunft weitere spannende Ergebnisse erwarten dürfen.

Drohnenfotos des Poseidon-Tempels

In diesem Beitrag seht Ihr zwei Drohnenfotos des Ausgrabungsgeländes, die auf der Homepage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erschienen sind. In diesem Zusammenhang habe ich eine dringende Bitte an alle Griechenland-Freunde: Fliegt nicht über einem archäologischen Gelände, wenn Ihr dafür keine Genehmigung habt. Grundsätzlich ist das nämlich verboten.

Möchtest Du über oder in der Nähe einer archäologischen Zone fliegen, benötigst Du dafür auf jeden Fall eine Erlaubnis. Die erhältst Du von der für die jeweilige Region zuständigen Behörde. Welche das ist, erfährst Du auf dieser Seite. Die Seite ist auf Englisch, es gibt sie auch auf Griechisch.

Wenn Du an die Behörde eine Anfrage stellst, dann schreib sie entweder auf Griechisch oder auf Englisch. Bitte stelle Deine Anfrage auch mit deutlichem zeitlichen Vorlauf zum geplanten Flug. Die Behörde wird einige Zeit brauchen, ehe sie Dir antwortet.

Ich rate dringend davon ab, den Aufstieg ohne Genehmigung zu machen. Die Behörden sind bei Verstößen sehr streng.

Mehr zu diesem Thema erfährst Du im Blogbeitrag zur Drohne in Griechenland.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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