Griechenland

8. Mai: Namenstag von Theologos und Theologia

Der 8. Mai ist für alle Leute ein besonderer Tag, die Namenstag haben. In Griechenland hat der Namenstag eine sehr große Bedeutung für die Menschen. Man gratuliert sich und feiert ihn. Ich habe den Eindruck, dass der Namenstag für viele wichtiger ist als der Geburtstag.

Warum feiern die Griechen den Namenstag?

Der Namenstag ist der Gedenktag für eine Heilige oder einen Heiligen. Dieser Tag verbindet sich fest mit ihr oder ihm. Oft ist es der Geburts- oder Sterbetag. Es kann sich aber auch um einen anderen für den jeweiligen Heiligen bedeutsamen Tag handeln. Der Namenstag ist im gesamten Christentum wichtig, wobei die evangelischen Christen ihm keine so hohe Bedeutung beimessen wie die orthodoxen Gläubigen.

Gläubige benennen ihre Kinder gerne nach Heiligen. Das ist nicht nur in Griechenland so, das machen bewusst oder unbewusst alle Christen. Es handelt sich um eine uralte Tradition, die bis in die Antike zurück geht. Die frühen Christen haben so die Zugehörigkeit ihrer Familie zur christlichen Gemeinde demonstriert. Zugleich haben sie sich so von ihrer heidnischen Umgebung abgegrenzt.

In Griechenland gehören die meisten Menschen dem orthodoxen Glauben an. In der Zeit der Osmanischen Fremdherrschaft war die orthodoxe Kirche die eigentliche Bewahrerin der griechischen Kultur. Die Griechen und ihre Kirche gingen eine besonders intensive Beziehung miteinander ein, die nach meiner Wahrnehmung bis heute andauert. Möglicherweise ist das ein Grund, weshalb der Namenstag diese besondere Bedeutung in Griechenland hat.

Wer hat in Griechenland am 8. Mai Namenstag?

Heute ist in Griechenland der Namenstag von Theologos (Θεολόγος) und Theologia (Θεολογία). Hinter diesen Namen verbirgt sich ein Jünger Jesu.

Johannes der Theologe
Johannes der Theologe
(Kloster Zoodochou Pigis, Poros)

Namensgeber ist der Evangelist Johannes. In den orthodoxen Kirchen wird er als Johannes der Theologe (Ιωάννης Θεολόγος) bezeichnet.

Er wird mit Johannes, dem Lieblingsjünger Christi gleichgesetzt. Auch sieht die Tradition in ihm den Verfasser der Johannesbriefe sowie der Offenbarung. Ob der Jünger Johannes wirklich der Verfasser dieser Texte ist, möchte ich an dieser Stelle nicht vertiefen. Die Forschung hat gewichtige Indizien dafür gefunden, dass es sich wohl um mehrere Personen gehandelt haben könnte. Entscheidend für den Namenstag aber ist, dass die griechisch-orthodoxen Christen an diese Vita glauben und den 8. Mai mit Johannes verbinden.

Ausführlich erzählt die Legenda Aurea vom Wirken Johannes. Die Legenda Aurea ist eine Sammlung von Heiligenlegenden und anderen religiösen Geschichten. Ein italienischer Dominikaner (und Erzbischof von Genua) namens Jacobus de Voragine hat sie im 13. Jahrhundert verfasst.

Gestorben ist er in Ephesus, wo er auch begraben ist. Der Sage nach hat sich an einem 8. Mai hier ein Wunder ereignet. Aus Johannes Grab trat Manna aus. Das ist der Hintergrund des Namenstages in der orthodoxen Welt.

Das Leben des Apostels Johannes

Johannes war einer der zwölf Apostel von Jesus Christus. Oft bezeichnet man ihn als „der geliebte Jünger“ den „Apostel der Liebe.“

Johannes stammt aus Galiläa. Seine Eltern hießen Zebedäus und Salome. Deshalb heißt er Ἰωάννης υἱὸς τοῦ Ζεβεδαίου – Johannes, Sohn des Zebedäus. Zusammen mit seinem Bruder Jakobus arbeitete er als Fischer, als Jesus ihn zu seinem Jünger berief.

Kreuzigungsszene im Goslarer Evangeliar
Kreuzigungsszene im Goslarer Evangeliar: Johannes war als einziger Jünger am Kreuz Christi anwesend

Johannes gehörte dem engsten Kreis um Jesus Christus an. Den Berichten des Neuen Testaments zufolge war er bei vielen wichtigen Ereignissen dabei: Verklärung Jesu auf dem Berg, der Auferweckung des Lazarus, dem letzten Abendmahl oder der Kreuzigung. Nachdem Jesus gekreuzigt und wieder auferstanden war, entstand die christliche Kirche. Johannes spielte hierbei eine wichtige Rolle.

Er ist auch als Verfasser des Johannesevangeliums bekannt, das eines der vier kanonischen Evangelien im Neuen Testament ist. In diesem Evangelium betont Johannes die göttliche Natur von Jesus und seine Botschaft der Liebe und des Erbarmens. Johannes reiste in verschiedene Teile der Welt und verkündete das Evangelium. Der Tradition zufolge lebte er eine Weile auf Patmos, wo er eine Vision empfing. Diese schrieb er nieder, sie ist heute als Offenbarung des Johannes Teil des Neuen Testaments.

Traditionell nimmt man an, dass Johannes zum Ende seines Lebens nach Ephesus in Kleinasien ging und dort bis zu seinem Tod im hohen Alter als Gemeindeleiter und Lehrer wirkte. Er schrieb auch die drei Briefe des Johannes, die ebenfalls Teil des Neuen Testaments sind. Wahrscheinlich ist diese Tätigkeit der Grund, weshalb die Menschen ihn als Theologen verehren und er diesen Namenszusatz erhielt.

Johannes starb um das Jahr 100 n. Chr. in Ephesus. Er war einer der wichtigsten Apostel und Schriftsteller des Neuen Testaments und hat bis heute großen Einfluss auf die christliche Theologie.

Johannes wird oft mit einem Adler in Verbindung gebracht. Auf Ikonen und anderen Bildern wird er in der Regel ohne Bart dargestellt. Das bringt zum Ausdruck, dass er zur Zeit von Christi Wirken noch sehr jung war.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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