Geschichte

Museum für antike Artefakte in der Metro Station Syntagma

Beim Ausbau der Metro in Athen hat man viele Artefakte aus der Antike gefunden, einige sind heute in der Metro Station am Syntagma Platz zu sehen. Ich finde, man kann hier von einem kleinem Museum sprechen, das baulich in die Metro Station integriert ist.

Fund und Präsentation von archäologischen Artefakten in der Metro-Station Syntagma

Unter der Leitung von Olga Zachariadou hat sich ein Team von Archäologen und Arbeitern um die antiken Artefakte gekümmert. Die Deutsche Ärztezeitung zitiert die Archäologin mit diesen Worten: „Selbst wir Archäologen sind überrascht darüber, auf welche sensationellen Funde wir stießen.“ Es waren über 30.000 Artefakte, die bei den Bauarbeiten gefunden worden sind.

Metro Syntagma - Integration der antiken Ausstellungsstücke in die Station
Integration der antiken Ausstellungsstücke in die Station

Die Artefakte sind in Vitrinen zu sehen, in die in der obersten Ebene der Metro Station aufgestellt sind.

Die Einrichtung dieses Museum folgt aus einem Konzept, das man in Athen recht konsequent umsetzt. Eine Metro-Station soll nicht nur ein Ort zum Einsteigen oder Verlassens des öffentlichen Personennahverkehrs sein.

Sie soll zugleich auch Ort der Begegnung und der Kultur sein. Dass es in einer Metro-Station Kioske oder auch ein kleines Restaurant, eine Bar oder ein Café gibt, kenne ich aus vielen Städten. In Athen ist jede Metro-Station zudem einem kulturellen Schwerpunkt gewidmet.

Vor den Olympischen Spielen 2004 ist das Metro-Netz von Athen mit Hochdruck ausgebaut worden. Zuvor gab es nur eine Linie, der Rest des öffentlichen Personennahverkehrs lief über Busse. Die hatten jedoch gar nicht die Kapazität, um die vielen Besucher befördern zu können, die zur Olympiade nach Athen anreisen. Zudem sah die griechische Regierung auch die Notwendigkeit, die Verkehrsinfrastruktur der Hauptstadt nachhaltig zu verbessern. Also haben die Griechen geklotzt und nicht gekleckert und zwei weitere Metro-Linien geschaffen, die bereits vorhandenen Stationen hat man ausgebaut und modernisiert.

Bei all den Arbeiten haben die Arbeiten natürlich viele Artefakte aus der langen und reichen Geschichte Athens zu Tage gefördert. Es lag nahe, zumindest einen Teil der Artefakte den Menschen zu zeigen, welche die Metro nutzten.

Was für antike Artefakte sind Metro am Syntagma zu sehen?

Natürlich kann die Präsentation antiker Artefakte in der Metrostation nicht den Umfang und die Qualität haben, die man zum Beispiel im Archäologischen Nationalmuseum erwarten darf.

Metro Syntagma - Antike Keramiken
Antike Keramiken

Gerne möchte ich Dir einige Stücke vorstellen, die Du in diesem kleinen Museum anschauen kannst.

Oben sehen wir ein bauchiges Gefäß mit einem Deckel. Solch ein Gefäß nennt man einen Pithos (πίθος), dieser stammt aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. und ist aus Terrakotta. Ein Pithos war zu dieser Zeit im Mittelmeerraum sehr verbreitet, in ihm wurden Lebensmittel wie Getreide, Wein oder Olivenöl gelagert und transportiert.

Die Bruchstellen zeigen, dass der Pithos die Jahrtausende nicht unversehrt überstanden hat. Er war in viele Teile zerbrochen, die man jedoch alle gefunden hat. Die Archäologen haben sie zusammengesetzt und so ist das Gefäß gewissermaßen wieder auferstanden.

Bei den kleinen Vasen, die darunter stehen, handelt es sich um Unguentaria. Ein Unguentarium ist ein Gefäß, in welchem früher Parfum, medizinische oder kosmetische Substanzen aufbewahrt worden sind.

Reste des Peisistratos-Aquädukts

Die Wasserversorgung einer großen Stadt war zu allen Zeiten eine Herausforderung. Dieser konnte sich auch Peisistratos (Πεισίστρατος) nicht entziehen, der (vermutlich) 561 v. Chr. durch einen bewaffneten Staatsstreich in Athen an die Macht gekommen war.

Metro Syntagma - antike Wasserleitungen
Metro Syntagma – antike Wasserleitungen

Von Peisistratos wird überliefert, dass er in Athen einige Bautätigkeiten entfalten ließ. Ihm ging es darum, die öffentliche Infrastruktur so zu verbessern, dass mehr Menschen in der Stadt leben konnten und keine Abhängigkeiten zum Beispiel gegenüber von Brunnenbesitzern entstanden.

Am Rande der griechischen Agora befand sich der Enneakrounos-Brunnen. Eine gerne als Aquädukt bezeichnete Leitung ist mit ihm verbunden worden, so dass das Wasser in andere Teile von Athen abgeführt werden konnte.

Zuvor hatten Aristokraten private Brunnen besessen. Wer deren Wasser trinken wollte, musste sich mit ihnen gut stellen. Peisistratos entschied sich dafür, diese Praxis zu beenden und Brunnenhäuser mit öffentlichem Zugang zu Wasser zu bauen.

Die in der Metro-Station am Syntagma zu sehenden Leitungselemente stammen aus dem 5. Jahrhundert vor Christus, das untere soll um 100 v. Chr. gefertigt worden sein. Das zeigt, dass die Praxis der öffentlichen Brunnen von den Athenern auch nach Peisistratos Tod gepflegt wurde. Übrigens sind oben am Syntagma-Platz weitere Leitungselemente zu sehen.

Ich finde diese Leitungen deswegen so bemerkenswert, weil mit der Schaffung der öffentlichen Brunnenhäuser ein Fundament der Macht der Aristokraten in Athen beseitigt worden ist. Letzten Endes hat diese Leitung den Grundstein dafür gelegt, dass in Athen die Idee der Demokratie entstehen konnte. Denn ohne dass die materiellen Lebensgrundlagen der Bürger dem Zugriff der Aristokraten entzogen waren, gab es keine Chance deren Macht und Vorherrschaft zu brechen.

Viele weitere Artefakte sind zu sehen

In der Metro Station am Syntagma sind viele weitere und interessante Artefakte zu sehen. Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, wenn ich sie alle zeigen oder beschreiben wollte. Dafür bitte ich um Verständnis.

Wenn Du in Athen bist, dann wirst Du mit der Metro zwangsläufig an diesem kleinen Museum vorbeikommen. Hier gibt es wirklich viel zu sehen. Und vor allem: Der Eintritt ist frei, der Besuch ist für Dich nicht mit Kosten verbunden. Alles was Du tun musst ist Dir ein paar Minuten Deiner Zeit zu nehmen und dieser kleinen archäologischen Präsentation einen Besuch abzustatten. Es lohnt sich.

Metro Syntagma - Grabstelen (vermutlich aus römischer Zeit)
Metro Syntagma – Grabstelen (vermutlich aus römischer Zeit)
Metro Syntagma - schwarz glasierte Schale
Metro Syntagma – schwarz glasierte Schale

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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