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Klaus Bötig und Hans-Jürgen Gaudeck: Tage auf Kreta

Der Band Tage auf Kreta von Klaus Bötig und Hans-Jürgen Gaudeck ist eine Liebeserklärung der beiden an die größte Insel Griechenlands. Für Fans von Kreta ist dieses Buch ein echter Schatz.

Tage auf Kreta: Das Buch

Wir kennen Klaus Bötig aus über 100 Reiseführern, meist zu Griechenland. Hans-Jürgen Gaudeck ist vom Beruf her eigentlich Ökonom, seit vielen Jahren aber auch malerisch sehr aktiv. Beide waren gemeinsam auf Kreta. Was sie erlebt haben, liegt in Wort und Bild im Band Tage auf Kreta vor.

Klaus Bötig und Hans-Jürgen Gaudeck: Tage auf Kreta
Klaus Bötig und Hans-Jürgen Gaudeck: Tage auf Kreta

Zu diesem Buch gibt es eine kleine Vorgeschichte. Klaus Bötig hatte schon über 90 Bücher geschrieben und es war klar, dass es eine Nummer 100 geben wird. Das aber sollte etwas ganz besonderes sein. Klaus wollte sich für seine Leser Kreta einmal von einer ganz anderen Seite her nähern.

Dazu gibt es eine kleine Vorgeschichte. Die beiden kannten sich vor diesem Projekt praktisch nicht. Hans-Jürgen Gaudeck bat Klaus Bötig, für seinen Aquarellband „Griechische Inseln“ ein Vorwort zu schreiben. Das führte Klaus zur Frage, was ein Aquarell eigentlich auszeichnet. Es wirkt wie „schnell hingetuscht“, aber natürlich steckt wesentlich mehr dahinter. So kam die Idee auf, ein gemeinsames Projekt zu versuchen. Hans-Jürgen malt, Klaus textet zur gleichen Zeit. Text und Bild stehen dann nebeneinander. So machten sich beide auf nach Kreta und bezogen ihre Quartiere in Vámos (Βάμος). Sie blieben für zwei Wochen auf der Insel und legten los.

Ich finde es fantastisch zu sehen, wie die Bilder mich zum Text führen und ich nach Lektüre des Textes dann auf einmal in den Bildern etwas sehe, das ich vorher nicht gesehen habe.

Die Raki-Destille

Gemeinsam mit Euch möchte ich in ein Kapitel aus dem Buch schauen: Die Raki-Destille.

Die Raki-Destille (Auszug aus Tage auf Kreta)
Die Raki-Destille
(Auszug aus Tage auf Kreta)

Es steht auf Seite 64, das dazugehörige Aquarell ist auf der Seite gegenüber. Auf dieses Bild fällt mein Blick als erstes. Ich bin einer der Menschen, deren Aufmerksamkeit durch ein Bild geweckt werden kann.

Was sehe ich auf dem Aquarell? Einmal sind da zwei Figuren, eine in schwarz ist ganz links, eine weitere in blau ist mitte-rechts. Am rechten Rand steht eine Vorrichtung, aus der eine Art Kran hervorzuragen scheint. Zwischen beiden Figuren befindet sich etwas, das ein großes Gefäß zu sein scheint. Darüber schwebt, am Kran hängend, so etwas wie ein Korb. Dass ich keine Ahnung von der traditionellen Herstellung von Raki auf Kreta habe, kommt mir beim Betrachten sehr zu Gute. Denn mein Wissen spielt mir keinen Streich, ich sehe, was ich sehe.

Als nächstes blicke ich auf den Text und lese ihn. Klaus berichtet, dass sie mit dem Auto unterwegs sind um Kreta zu entdecken. In einem Dorf steht am Straßenrand eine Destillieranlage. Zwei Männer sind damit beschäftigt, dampfende Maische aus dem Destillierapperat zu heben. Letzte Reste frisch gebrannten Rakis tropfen in ein Auffanggefäß. Ein Versuch sich mit den beiden zu unterhalten, scheitert. Klaus spricht perfekt Griechisch, die beiden sind aber Saisonarbeiter aus Polen und können die Sprache nicht. Da taucht der Inhaber der Destille auf. Er ruft seinen Kindern etwas zu, die ins Haus rennen. Kurz danach ruft er ihnen in heftigem Tonfall nach. Klaus fragt sich, weshalb der Mann so schimpft. Dann kommen die Kinder und bringen dem Mann einige Plastikbecher. Er schenkt vom Frischgebrannten ein und gibt die Becher den zufälligen Besuchern. Die Kinder fragt er, warum sie seine Gäste so lange haben warten lassen.

Text und Bild ergeben zusammen mehr als nur das, was Du liest und siehst

Jetzt ist auch klar, wer auf dem Aquarell zu sehen ist: Die beiden polnischen Arbeiter. Nun erkenne ich auch, dass der linke wohl so eine Art Stab oder Gabel in der Hand hält. Jetzt verstehe ich das Aquarell und finde einen ganz anderen Zugang zu ihm.

In diesem Kapitel habe ich etwas über kretische Gastfreundschaft erfahren, die man ähnlich überall auf der Insel und sonst in Griechenland finden kann. Ein Fremder kommt vorbei und interessiert sich ehrlich für das, was ein Einheimischer macht. Solch ein ehrliches Interesse macht den Einheimischen stolz, und es ist ihm ein inneres Bedürfnis den Fremden als Gast zu behandeln.

Den Griechen kommt ihre Sprache dabei sehr zugute, sie haben ein Wort sowohl für Fremder als auch für Gast: Xénos (ξένος). Damit hat dieses Kapitel für mich drei Themen. Einmal habe ich die Geschichte und das dazugehörige Bild. Dann erfahre ich etwas davon, wie griechische Gastfreundschaft in der Praxis aussieht. Und als drittes sagt es dem Leser, dass er sich bei einer Reise nach Griechenland unbedingt auf die Einheimischen einlassen soll, wenn er ihnen jenseits des üblichen Touristengeschäfts begegnet. Die Sprache ist nach meiner Erfahrung übrigens kein Problem, wenn die menschliche Ebene stimmt. Aber um meine eigenen Erfahrungen geht es ja nicht.

Rolands Meinung über Tage auf Kreta

Als ich das Buch in die Hand bekam, schlug ich es in der Mitte auf und habe mich dem, was ich sah, ähnlich genähert wie ich es Dir über das Kapitel zur Raki-Destille berichtet habe. Erst das Bild anschauen, dann den Text lesen, dann wieder das Bild anschauen und anschließend an meine eigenen Erlebnisse denken. Oder ich überlege, welche Idee mir für meinen nächsten Besuch in Griechenland kommt. Beim Blättern empfand ich das Buch schnell als eine Liebeserklärung der beiden an Kreta. Der Blick ins Vorwort hat mich darin bestätigt, es ist genau mit diesem Wort überschrieben: Liebeserklärung.

Ich bin vom Buch begeistert

Da ist das Kapitel über das alte Ehepaar (Seite 26), das mich sehr an eine recht ähnliche Begegnung in Athen denken ließ, die meine Herzdame und ich hatten. Die Geschichte Tipota (Seite 28) dagegen lehrt etwas darüber, wie sehr auf das praktische Leben Menschen in Kreta konzentriert sind. Der Ölbaum (Seite 56) erzählt von einem 2400 Jahre alten Baum und einen „nur“ 700 Jahre alten Baum, den Hans-Jügrgen auf Kreta gemalt hat. Dazu gibt es sogar drei Aquarelle und Klaus nimmt den Leser so gut mit, dass man sich wünscht selbst in einem Olivenhain zu sitzen und die Anwesenheit dieser schönen, knorrigen und alten Bäume zu spüren.

Ich bin von dem Buch ganz begeistert. Einmal habe ich Klaus Bötig von einer Seite kennengelernt, die man seinen vielen Reiseführern so nicht entnimmt: Er ist ein toller Erzähler. Hans-Jürgen Gaudeck scheint mir für dieses Buchprojekt der ideale Partner gewesen zu sein. Er ist jemand, der hinschaut und mit Pinsel und Farben gekonnt hantiert. Die Aquarelle wirken leicht, sind jedoch gekonnt. Er setzt kein fixes Konzept um, sondern fängt Geschichten ein die er sieht. Die Kombination aus dem Erzähler Bötig und dem Aquarellisten Gaudeck hat ein Buch hervorgebracht, das weit mehr ist als nur Worte und Bilder.

Tage auf Kreta ist ein tolles Buch für die Fans der Insel

Für Fans der größten Insel Griechenlands ist Tage auf Kreta ein Schatz. Viele Schilderungen und Erlebnisse können so aber auch in anderen Gegenden Griechenlands passieren. Das Buch ist mal was ganz anderes. Kein Fremdenführer, kein Roman und kein Sachbuch. Es führt den Leser mit dem Herzen und mit dem Auge nach Kreta und verschafft ihm einen neuen Zugang zur Insel.

Die Autoren: Klaus Bötig und Hans-Jürgen Gaudeck

Klaus Bötig erblickte das Licht der Welt im Jahr 1948 und lebt – wenn er nicht in anderen Ländern unterwegs ist – in Bremen. Er ist Reisejournalist mit Leib und Seele. Seinen ersten Reiseführer hat er 1972 veröffentlicht, inzwischen hat er über 100 Bücher geschrieben. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Griechenland. Er bereist das Land mehrmals im Jahr und recherchiert seine Reisebücher vor Ort. Reisebücher aus seiner Feder erscheinen in den Reihen von Marco Polo, Baedeker und DuMont. Klaus Bötig ist regelmäßig für verschiedene Medien tätig, unter anderem die in Athen erscheinende Griechenland Zeitung. Mehr über ihn erfährst Du auf seiner Homepage. Im Blog habe ich schon mehrere Bücher aus seiner Feder vorgestellt: Baedeker Kreta und Marco Polo Reiseführer Santorin.

Hans-Jürgen Gaudeck ist Diplom-Betriebswirt. Er kam 1941 in Berlin zur Welt, wo er heute noch lebt. Seine künstlerische Leidenschaft ist das Aquarell. Seit 1987 gehört er der Künstlergruppe MEDITERRANEUM. MEDITERRANEUM ist eine Gruppe von Künstlern, die sich 1987 in Berlin gegründet hat. Seit dem hat sie mehrere Einzelausstellungen in verschiedenen Galerien und Museen veranstaltet. Hans-Jürgen Gaudeck hat seine Werke nicht nur nur in vielen Ausstellungen zeigen können. Er hat viele seiner Aquarelle in Büchern veröffentlicht. Neben „Tage auf Kreta“ könnten für Griechenland-Fans noch „Augenblicke auf Korfu“ (mit Texten von Hans-Bernhard Schlumm), „Griechische Inseln – Reiseimpressionen eines Aquarellisten“ und „Griechische Inseln im Licht“ interessant sein. Auf seiner Homepage erfährst Du mehr über Hans-Jürgen Gaudeck.

Andere über Tage auf Kreta

Dieses Buch hat sehr viel Aufmerksamkeit in der Presse erfahren. Der HSB Verlag hat die Berichte digitalisiert und stellt sie auf seiner Homepage zur Verfügung. Was ich hier lese, ist ein tolles und vielstimmiges Feedback zu diesem Buch.

Wo kannst Du Tage auf Kreta kaufen?

Das Buch kannst Du für 20 Euro inklusive Versandkosten direkt bei Klaus Bötig kaufen. Schreib ihm über das Kontaktformular seiner Homepage eine Nachricht. Auf Wunsch signiert er Dir das Buch auch.

Ansonsten bekommst Du Tage auf Kreta in jeder Buchhandlung und auch im Online-Handel. Das Buch ist fest eingebunden und hochwertig produziert. Beim Kauf über den Handel helfen Dir diese Informationen:

  • Tage auf Kreta
  • Texte von Klaus Bötig, Bilder von Hans-Jürgen Gaudeck
  • erschienen: 30. April 2007
  • ISBN: 978-3981017786
  • Verlag: HSB-Verlag
  • Preis: 19,90 Euro
  • 84 Seiten

Mehr Informationen über Tage auf Kreta findest Du auf der Homepage des HSB-Verlags.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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