Geschichte

Die Ausgrabung des antiken Olympia 1875 bis 1881

Das antike Olympia war über viele Jahrhunderte verschüttet. Eine erste systematische Ausgrabung des antiken Olympia fand in mehreren Kampagnen zwischen 1875 und 1881 statt.

Nahm man früher an, dass ein Erdbeben das Ende der antiken Stätte herbeiführte, kommen neuere Untersuchungen zum Ergebnis, dass ein Tsunami Olympia zerstörte. Ich persönlich kann mir das nur schwerlich vorstellen, da Olympia doch recht weit im Landesinneren der Peloponnes liegt. Da es aber handfeste Indizien für diese These gibt, kann man sie nicht beiseite schieben.

Ab 1766 suchten erste Wissenschaftler die Stätte auf. Neben der Entdeckung des Zeus-Tempels machten sie umfangreiche topografische Untersuchungen des Geländes. Es sollte jedoch noch über 100 Jahre dauern, bis es zu einer großflächigen, systematischen Grabungskampagne kommen konnte.

Ernst Curtius: Schlüsselfigur der Ausgrabung von Olympia

Der Berliner Archäologe Ernst Curtius lebte von 1837 bis 1840 in Athen. In dieser Zeit besuchte er auch Olympia. Curtius hatte sich intensiv mit Pausanias (Παυσανίας) befasst, von dem Beschreibungen des antiken Olympia erhalten geblieben sind. Während seines Aufenthalts dort erkannte Curtius das archäologische Potential Olympias, konnte diesbezüglich vor Ort jedoch nichts unternehmen.

Das Ausgrabungsfeld des antiken Olympia - Foto von Monika Hochscheid
Das Ausgrabungsfeld des antiken Olympia
Foto von Monika Hochscheid

Er kehrte zurück nach Berlin und führte hier seine wissenschaftliche Arbeit fort. Auf die Gelegenheit, dieses Thema prominent zu platzieren, musste er jedoch noch etwas warten.

1852 hielt Curtius einen Vortrag in der Sing-Akademie zu Berlin. In diesem legte er nicht nur die Bedeutung des antiken Heiligtums dar. Er warb auch dafür, hier Ausgrabungen durchzuführen. Mit Alexander von Humboldt und Carl Ritter waren zwei der prominentesten Forscher ihrer Zeit unter den Zuhörern. Auch der preußische König Friedrich Wilhelm IV hörte den Vortrag und unterstützte dieses Anliegen. Allerdings machte der Krimkrieg den Vorbereitungen ein vorläufiges Ende.

Curtius wissenschaftliche Karriere ging weiter. 1868 erhielt er eine Ruf an die Berliner Universität. Das Vorhaben in Olympia genoss weiter höchste politische Aufmerksamkeit. Die Planungen liefen auf Anregung von König Wilhelm I wieder an.

Der deutsch-griechische Vertrag über die Ausgrabungen

Nach Gründung des Deutschen Reichs erhielt die Sache einen Schub. Wilhelm I war nunmehr auch Deutscher Kaiser. 1872 erteilte Kronprinz Friedrich Wilhelm den Königlichen Museen in Berlin den Auftrag, die Ausgrabungen in Olympia durchzuführen.

Natürlich konnte die deutsche Regierung nicht einfach Archäologen nach Griechenland schicken um dort Ausgrabungen durchführen zu lassen. Zwischen der deutschen und der griechischen Regierung fanden dazu Verhandlungen statt, die schnell zu einem für beide Seite guten Ergebnis führten.

1874 schlossen Deutschland und Griechenland einen Vertrag über die Durchführung der Grabungen. Dieser Vertrag ist von den Parlamenten beider Länder bestätigt worden.

Dieser Vertrag kam zu einer neuartigen Regelung. Er sah vor, dass grundsätzlich sämtliche Funde in Griechenland verbleiben sollten. Lediglich Objekte, die von Griechenland ausdrücklich überlassen wurden oder die in Serie vorhanden waren, kamen nach Deutschland. Hatte die Archäologie ausländischer Wissenschaftler in Griechenland bis dahin doch Züge von Schatzgräberei, stand nunmehr die wissenschaftliche Erforschung der antiken Hinterlassenschaften im Mittelpunkt.

Natürlich war dieser Vertrag zu seiner Zeit umstritten. In Griechenland gab es Stimmen, welche die antiken Stätten als Teil der eigenen Identität ansahen, weshalb man ausländische Ausgräber von ihnen fernhalten müsste. In Deutschland stieß auf Kritik, dass die meisten und wertvollsten Funde in Griechenland bleiben sollten. Die Museen der Hauptstadt hätten gerne stärker profitiert.

Auch war Otto von Bismarck gegen die Finanzierung der Ausgrabungen. Er konnte sich gegen das vom Kaiserhaus geförderte Vorhaben jedoch nicht durchsetzen.

Durchführung der Ausgrabung im antiken Olympia 1875 bis 1881

Die Ausgrabungen wurden zweigeteilt organisiert. Vor Ort in Griechenland waren in mehreren Kampagnen bis zu 450 griechischen Arbeiter tätig, die aus der Umgebung von Olympia stammten.

Das antike Olympia wurde zwischen 1875 und 1881 erstmals systematisch ausgegraben. Erfahre mehr darüber im Hellas Blog
Die Arbeiter der Grabung 1875/76
Quelle: Wikopedia

Die Leitung der Arbeiten nahmen junge Archäologen wahr, die im Dienst der Königlichen Museen in Berlin standen. In diesem Zusammenhang sind  Gustav HirschfeldRudolf WeilGeorg TreuAdolf FurtwänglerKarl Purgold, Adolf BoetticherRichard BohnWilhelm Dörpfeld und Hans Schleif zu nennen. 

Die eigentliche Leitung der Ausgrabungen lag bei einem Direktorium in Berlin. Ihm gehören Ernst Curtius, der Architekt Friedrich Adler und der Diplomat Clemens August Busch als Vertreter des deutschen Auswärtigen Amtes an. Die deutschen Archäologen in Griechenland hielten das deutsche Direktorium per Brief auf dem Laufenden.

Ziel der Ausgrabung war nicht, an möglichst viele kunstgeschichtlich bedeutsame Funde zu kommen. Den Archäologen ging es darum, die Altis freizulegen. Die Altis war der Kernbereich des Heiligtums von Olympia. Hier befand sich das Pelopion. Das war ein Grabhügel, den der Sage nach Herakles für Pelops aufgeschüttet haben soll. Eine Grabkammer konnte hier jedoch nicht nachgewiesen werden. In diesem Bereich sind mit der Zeit sehr viele Tempel entstanden. Deren Reste sind während der Ausgrabung des antiken Olympia 1875 bis 1881 freigelegt und erstmals systematisch untersucht worden.

Die wissenschaftliche Aufbereitung der Grabungsergebnisse

Die Grabungsergebnisse sind wissenschaftlich aufbereitet und zwischen 1890 und 1897 in fünf Bänden veröffentlicht wurden.

In Olympia ist ein Museum gebaut wurden, in dem die wichtigsten Funde gezeigt wurde. Der alte, nach Plänen von Friedrich Adler und Wilhelm Dörpfeld erbaute Museumsbau ist heute der Geschichte der antiken olympischen Spiele gewidmet. Die Funde sind im heutigen Archäologischen Museum von Olympia zu sehen.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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