Griechenland

Julianischer Kalender: Seine Geltung in der orthodoxen Kirche

Der Julianische Kalender (Ιουλιανό ημερολόγιο) ist 45 v.Chr. von Julius Cäsar als verbindlicher, nach dem Umlauf der Sonne ausgerichteter Kalender im Römischen Reich eingeführt worden.

Gaius Julius Caesar - Replik in der Abgusssammlung antiker Plastik in Berlin Charlottenburg
Gaius Julius Caesar

Im antiken Rom bedeutete die Kalenderreform Cäsars einen Paradigmenwechsel. Nutzten die Römer bis dahin einen Mondkalender, galt ab jetzt ein Sonnenkalender. Cäsar hat den neuen Kalender nicht selbst definiert. Vielmehr hat er einen Fachausschuss beauftragt, dem überwiegend Griechen angehörten. Geleitet hat ihn Sosigenes aus Alexandria (Σωσιγένης ὅ Ἀλεξανδρεύς). In Alexandria wurde alle vier Jahre ein Schalttag praktiziert. Als Cäsar in Ägypten war, hat er von Verbesserungsmöglichkeiten für den römischen Kalender erfahren.

Die neue Schaltregel besagte, dass alle vier Jahre im Februar ein Zusatztag eingeführt wurde. Die durchschnittliche Jahreslänger betrug nun 365,25 Tage, was ziemlich genau dem Umlauf der Erde um die Sonne entsprach.

Der Julianische Kalender ist im Jahr 45 v. Chr. eingeführt worden. Cäsar wurde an den Iden des März 44 v. Chr. ermordet. Dass ein Schalttag praktiziert wurde, hat er selbst also wohl nicht mehr erlebt. Optimal war die Regelung der Schaltjahre nicht. Die in der Antike erfolgten Berechnungen des Sonnenumlaufs waren sehr gut. Über 1500 Jahre nach Einführung des Julianischen Kalenders zeigten sich jedoch Schwächen.

Die sind auf den ersten Blick minimal. Der Julianische Kalender ging von einem durchschnittlichen Sonnenjahr von 365,25 Tagen aus. Heute wissen wir, dass das Sonnenjahr 365,2422 Tage hat. Die Abweichung hat über den langen Zeitraum seit Einführung des Julianischen Kalenders zu einem deutlichen Abweichen des Kalenderjahrs vom tatsächlichen Sonnenjahr geführt.

Besonderheiten zum Kalender in der orthodoxen Kirche

In der orthodoxen Christenheit wird der Kalender nicht einheitlich geführt. Die russisch-orthodoxe Kirche geht konsequent nach ihm vor, jedes christliche Fest wird nach ihm berechnet. Das ist in der griechisch-orthodoxen Kirche nicht so. Für die orthodoxen Kirchen beginnt das Kirchenjahr zum 1. September.

Für die griechisch-orthodoxen Christen verläuft das neue Kirchenjahr bis nach Weihnachten gleich mit den Westkirchen. Das ändert sich Karneval und dem danach folgenden Beginn der Fastenzeit. Ab hier führen die griechisch-orthodoxen Kirchen den Kalender genauso wie die anderen orthodoxen Kirchen. Besondere Feiertage finden allerdings an fixen Daten fest, zum Beispiel Mariä Himmelfahrt am 15. August. Ich denke, das liegt daran, dass diese Feiertage schon vor dem Schisma zwischen West- und Ostkirche festgelegt waren und man hält deshalb daran fest.

Der Gregorianische Kalender

1582 hat Papst Gregor XIII. eine Reform des Kalenders mit einer besseren Regelung der Schaltjahre durchgeführt. Sein Gregorianischer Kalender ist heute weltweit der am meisten genutzte Kalender. Mit einer durchschnittlichen Jahreslänge von 365,2425 Tagen kommt er dem tatsächlichen Sonnenjahr näher als der Julianische Kalender.

Der neue Kalender wurde nicht sofort von allen Ländern übernommen. Es dauerte bis ins 20. Jahrhundert, bis er sich (fast überall) durchgesetzt hat. Griechenland hat im Jahr 1923 als letztes europäisches Land den gregorianischen Kalender eingeführt.

Julianischer Kalender: gilt in der orthodoxen Kirche, Athos und einigen anderen Kirchen

Die Orthodoxe Kirche und einigen Altorientalischen Kirchen nutzen den Julianischen Kalender bis heute weiter. Daher richten die christlichen Feiertage in Griechenland sich nach dem Julianischen Kalender und weichen zumeist von den in West- und Nordeuropa gebräuchlichen Zeitpunkten ab.

In der Mönchsrepublik Athos gilt der Julianische Kalender übrigens ganz offiziell bis heute. Betrachtet man Athos als eigenen Staat, ist er wohl der letzte Staat auf unserem Planeten, der den Gregorianischen Kalender noch nicht nutzt.

Julianischer Kalender: Datum umrechnen

Ich finde es nicht einfach, unser Datum auf den Julianischen Kalender umzurechnen. Zum Glück gibt es dafür inzwischen Tools im Internet. Auf eines habe ich verlinkt.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

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