Der Kollaps der Bronzezeit in Pylos
Nick Barksdale führt ein Interview mit Theo Nash, in dem es um den Kollaps der Bronzezeit in Pylos (Πύλος) geht. Der Ort liegt im Westen der Peloponnes in der Landschaft Messenien. Er ist auch mit seinem italienischen Namen Navarino.
In der Bucht vor Pylos sind zwei Seeschlachten ausgetragen worden, die für die Geschichte von Griechenland bedeutsam waren. Im Peloponnesischen Krieg tobte 425 vor Christus die Schlacht bei Sphakteria, einer Pylos vorgelagerten Insel . Und im griechischen Freiheitskampf fand 1827 hier die finale Seeschlacht von Navarino statt.
Für Griechenland ist Pylos aber aus einem weiteren Grund sehr bedeutend. Diese Stadt in Messenien ist ein Ort, in dem die griechische Zivilisation der Bronzezeit anfing. Hier stand der Palast des Nestor, den wir als einen der wesentlichen Charaktere aus Homers Ilias kennen.
Der Palast des Nestor weist Pylos als Machzentrum aus. Hier hat man bedeutende Funde gemacht. Siegelabdrücke und auch Siegel sind ebenfalls Hinweise auf die einstige Bedeutung des Ortes.
Das Interview zum Untergang von Pylos
Weshalb die minoische Kultur auch in Pylos untergegangen ist, gilt bis heute als offene Frage. Nick Barksdale spricht mit Theo Nash über Pylos und den Kollaps der bronzezeitlichen Kultur. Das Interview ist auf YouTube veröffentlicht, ich binde es für Euch hier im Beitrag ein.
Das Interview ist wie Nicks gesamtes Programm auf Englisch. Für meine überwiegend deutschsprachigen Leser fasse ich es zusammen.
Nash schließt Erdbeben als Ursache des Untergangs von Pylos aus. Er hält Klimaveränderungen und damit verbunden Ernteausfälle für eine Erklärung. In diesem Zusammenhang spricht er die Seevölker an, die mit Überfällen und Raubzügen im östlichen Mittelmeerraum in die Geschichte eingegangen sind. In dem Zusammenhang übt Nash aber Quellenkritik.
Berichte über große Siege des Pharaos Rames II könnten mehr Propaganda sein als wahrheitsgetreue Wiedergaben von etwas, das tatsächlich geschehen ist. Aber aus den Quellen ist jedenfalls nicht zu schließen, dass diese Seevölker auch für den Kollaps der minoischen Kultur verantwortlich waren.
Um 1500 v.Chr., so Nash, ließe sich aber feststellen, dass der gesamte östliche Mittelmeerraum in eine Phase der Destabilation eintrat. Er zieht eine Parallele zum Untergang des (west-)römischen Reiches. Für dessen Ende gab es keine singuläre Erklärung, hier spielten viele Faktoren eine Rolle.
Leider trägt Nash dann vor, dass die Dorische Wanderung eine Rolle gespielt haben könnte. Die fand um 1200 v.Chr. statt. Der Untergang der minoischen Kultur war deutlich früher. Nash bezweifelt die Dorische Wanderung aus anderem Grund als die Ursache: Wenn dorische Einwanderer kommen, um für sich ein neues Leben zu suchen, dann macht es keinen Sinn, wenn sie am Ziel ihrer Wanderung alles niederbrennen.
Fakt ist, dass der Ort Pylos von jemandem zerstört wurde. Von wem, ist bis heute nicht geklärt. Nash bietet für den Kollaps der bronzezeitlichen Kultur in Griechenland auch keine Erklärung. Ich finde, dass man sich dieses Interview aber sehr gut anhören kann. Daher weise ich Euch darauf hin.
Eine Bitte zum Schluss: Sollte mir beim Übersetzen ein Fehler passiert sein, seht es mir bitte nach. Über einen freundlichen Hinweis würde ich mich aber sehr freuen.
Über Pylos in der mykenischen Zeit
Abschließen möchte ich mit ganz kurzen Hinweisen auf Pylos in der Bronzezeit. Den Ortsnamen kann man mit „Tor“ übersetzen. Pylos ist genau genommen der Name zweier benachbarter Orte. An einem dieser Orte finden wir die Überreste einer mykenischen Anlage, die wir als Palast des Nestor kennen. Hier sind viele bedeutende Funde gemacht worden. Über diese archäologische Anlage werde ich zu einer späteren Zeit etwas schreiben.
Danke, immer wieder sehr interessant. Mir gefällt das alles auf den Punkt gebracht wird. Kurz, sehr Verständlich.