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Hadrianstor

Zwischen Akropolis und Olympieion steht das Hadrianstor (Πύλη του Αδριανού). Man nennt es auch den Bogen des Hadrian. Machst Du Urlaub in Athen? Dann geh mal vorbei und schau es Dir an. Das Tor hat eine tolle Geschichte. Es steht mitten in der heutigen City. Es ist frei zugänglich, also eine für jedermann kostenlose Sehenswürdigkeit.

Hadrianstor in Athen
Hadrianstor in Athen

Benannt ist es nach Kaiser Hadrian, der in Athen ein umfangreiches Bauprogramm durchgeführt und so die Stadt sehr aufgewertet hatte. Das Hadrianstor markiert den antiken Eingang zum Olympieion. Es wurde im Jahr 132 anlässlich des Besuchs des römischen Kaisers in Athen eingeweiht.

Wer genau den Bau in Auftrag gegeben hat, ist nicht überliefert. Wahrscheinlich waren es die Bürger von Athen. Es können aber auch andere Griechen den Auftrag gegeben haben.

Das Hadrianstor steht sehr zentral im Zentrum von Athen.

In gewissem Sinne steht es zwischen Akropolis und dem Olympieion. Beides sind die Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Dieses Tor verbindet diese beiden herausragenden klassischen Stätten des antiken Athen miteinander.

Wie komme ich zum Hadrianstor?

Machst Du Urlaub in der Stadt, bist Du am besten zu Fuß und mit der Metro unterwegs. Öffentliche Verkehrsmittel in Athen sind günstig. Im Urlaub solltest Du ein Ticket für mehrere Tage lösen. Wo im Bereich der inneren Stadt Dein Hotel steht, ist relativ egal. Die nächste Metro-Station sollte nicht weit davon entfernt sein. Und dann bist Du sehr schnell in der Innenstadt.

Vor dem Tor verläuft eine Straße, die heute Vasilissis Amalias (Βασιλίσσης Αμαλίας) heißt, zu Deutsch: Allee der Königin Amalia. Von der Akropolis aus ist es nicht weit entfernt, Luftlinie sind es 350 m. Auch von der Metrostation Akropoli aus bist Du schnell zu Fuß dort. Das Hadrianstor ist nicht zu übersehen.

Architektur, Gestaltung und Material des Hadrianstors

Der Bogen des Hadrian besteht aus pentelischem Marmor. Wir kennen dieses Material vom Parthenon und anderen wichtigen Gebäuden Athens. Die Qualität dieses Baumaterials kann erheblich variieren. Der Marmor, der am Tor verwendet wird, ist von geringerer Qualität. Er hat mehr Einschlüsse als der, der in anderen athenischen Gebäuden verwendet wurde.

Das obere Stockwerk des Hadrianstors
Das obere Stockwerk des Hadrianstors

Das Tor ist ohne die Verwendung von Zement oder Marmormörtel gebaut worden. Die Steine sind mit Klemmen aus Metall verbunden worden.

Der Hadriansbogen hat eine Höhe von 18 Metern, ist 13,5 m lang und 2,3 m breit. Er ist ist auf beiden Seiten vollständig symmetrisch gestaltet.

Der einbogige Durchgang auf der unteren Ebene ist 6,5 m breit. Er wird von viereckigen Säulen mit korinthischen Kapitellen getragen. Ähnliche, aber höhere Säulen befinden sich in den äußeren Ecken der unteren Ebene. Der Raum zwischen dem Bogen und den äußeren Säulen ist mit Steinen gefüllt. Das betont noch einmal die gesamte Gestaltung. Auf jeder Seite befand sich eine Säule im korinthischen Stil auf einem erhöhten Sockel, der aus der Mitte der Mauer herausragte. Diese Säulen sind heute nicht mehr vorhanden.

Das obere Stockwerk des Bogens bestand aus einer Reihe korinthischer Säulen. Sie unterteilen das Stockwerk in drei rechteckige Öffnungen. Die zentrale Öffnung der oberen Ebene war in der Antike mit einer dünnen Marmorschicht von etwa 7 Zentimetern Dicke verschlossen. Heute sind die Stecklöcher für ihre Halterin noch zu sehen. Gewissermaßen spiegelte das obere Stockwerk das untere, in dem die Mitte offen war und die beiden Seiten vermauert.

Die Inschriften über dem Bogen

Auf jeder Seite des Bogens war früher eine Inschrift. Man kann sie heute noch lesen, auch wenn die Buchstaben sehr verwittert sind.

Auf der einen Seite lautete sie

ΑΙΔ‘ ΕIΣΙΝ ΑΘΗΝΑΙ ΘΗΣΕΩΣ Η ΠΡΙΝ ΠΟΛΙΣ
(Dies ist Athen, die Stadt des Theseus)

Das spielt auf das alte Athen der Griechen an. Sie glaubten, dass Theseus im Tempel des Hephaistos begraben sei.

Widmungsinschrift mit Blick in Richtung Akropolis
Widmungsinschrift mit Blick in Richtung Akropolis

Auf der anderen Seite stand die Inschrift:

ΑΙΔE ΑΔΡΙΑΝΟΥ ΚΟΥΧI ΘΗΣΕΩΣ ΠΟΛΙΣ
(Dies ist die Stadt des Hadrian, nicht des Theseus)

Ich vermute, dass das Tor in der Antike die Grenze des alten griechischen zum neuen, römischen Teil von Athen markierte.

Welche Bedeutung hatte das Hadrianstor?

Ich kenne verschiedene Meinungen dazu, welche Bedeutung das Hadrianstor gehabt hat.

Ein echtes Stadttor war es nicht. Wahrscheinlich stand das Tor immer schon alleine. Belege dafür, dass es Teil einer Stadtmauer war, konnten bei Ausgrabungen nicht gefunden werden.

Triumphbogen?

In Griechenland habe ich die Meinung gehört, dass es sich um einen Triumphbogen handeln solle.

Dieser Meinung bin ich nicht. Einmal passt das Tor von seiner Architektur her nicht zu anderen Triumphbögen. In Thessaloniki kennen wir den Galeriusbogen, in Rom sind mehrere Triumphbögen erhalten. Zum anderen fanden echte Triumphzüge nur im Rom statt. Im klassischen Sinne handelt es sich dabei nämlich um den feierlichen Einzug eines siegreichen Feldherren in die Hauptstadt des Imperium Romanum. Dazu, dass Hadrian einen vergleichbaren Triumphzug in Athen erhalten hätte, ist mir auch keine Überlieferung bekannt. Später gab es solche Triumphzüge zwar auch in Konstantinopel. Das war damals immerhin Kaiserstadt und Hauptstadt des östlichen Imperium Romanum. Athen war das nicht.

Ein Vergleich dieses Tores mit einigen der erhaltenen römischen Triumphbögen zeigt die signifikanten gestalterischen Unterschiede zwischen ihnen. Die Anzahl der gewölbten Durchgänge auf der unteren Ebene war bei römischen Triumphbögen variabel. Ich habe in Rom Bögen mit einem (Titusbogen auf dem Forum Romanum) und mit drei (Konstantinsbogen neben dem Kolosseum) gesehen. Oberhalb des Durchgangs schließen die mit ihrer oberen Ebene aber fest ab. Es gibt kein „zweites Stockwerk“. Das ist beim Hadriansbogen anders. Hier steht auf dem eigentlichen Durchgang ein ganzes zweites Stockwerk. Das führt mich zur eigentliche Bedeutung.

Der untere Teil des Hadrianstors imitiert vielleicht einen römischen Bogen. Von der Gestaltung her ist der obere Teil aber griechisch. Auf diese Weise verbindet der Hadriansbogen die beiden zum Zeitpunkt seiner Errichtung wichtigen Kulturen, die der Griechen und die der Römer.

Die Botschaft der Architektur des Hadrianstors

Von dieser gestalterischen Verbindung der beiden Stilelemente geht eine klare Botschaft aus. Nämlich die, dass die Auftraggeber dieses Bogens ihr Athen und das imperiale Rom als eine Einheit betrachteten.

In erster Linie ist der Hadriansbogen natürlich ein Ehrenmonument für Kaiser Hadrian. In zweiter Linie ist er aber auch eine politische Botschaft. Das einst auf seine Eigenständigkeit so stolze Athen signalisierte dem Kaiser damit aber zugleich auch, dass es sich als unverbrüchlichen Teil seines Reichs betrachtete.

Meine Meinung sehe ich durch die Inschriften auf den beiden Seiten des Bogens bestätigt. So wie eine Münze notwendigerweise eine Vor- und eine Rückseite hat, hat auch ein Tor zwei Seiten. Die Verbindung beider Athen (des alten und des römischen) ist so auf dem Tor dokumentiert.

Das Hadrianstor in alten Fotografien

Hadrianstor mit Blick auf Olympieion 1861
Hadrianstor mit Blick auf Olympieion 1861

Ich finde es wirklich spannend, wie sich Bauten über die Jahrzehnte und Jahrhunderte verändern können. Das gilt natürlich auch für das Hadrianstor in Athen.

Neben diesen Zeilen seht Ihr ein Foto des Hadrianstors, das im Jahr 1861 entstanden ist. Im Hintergrund ist das Olympieion zu sehen.

Es gibt zwei Unterschiede zu heute.

In der Antike war die obere Ebene des Hadrianstors mit einer dünnen Marmorschicht verkleidet. Auf dem Bild von 1861 sehen wir noch etwas, das deren Reste damals wohl noch vorhanden waren. Heute sieht man davon nichts mehr.

Dann fällt mir noch die Bepflanzung zwischen dem Hadrianstor und dem Tempel des Olympischen Zeus auf. Die war im Jahr 1861 nicht vorhanden, alles war karg und kahl. Das kann man übrigens auch auf vielen anderen Fotos von Athen aus alten Zeiten sehen.

Heute ist es nicht mehr möglich, so ohne weiteres einen Blick durch das Tor auf den Tempel des Olympischen Zeus zu werfen. Die Pflanzen stehen im Weg.

Antike Sehenswürdigkeiten in Athen

Es gibt nachtürlich viele andere antike Sehenswürdigkeiten in der City von Athen. Die Akropolis ist nicht zu übersehen, und hinter dem Hadrianstor wartet das Olympieion auf Dich. Aber das ist nicht alles. Klick auf den Link und lies meine Empfehlungen für Fans der griechischen Antike in Athen.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

7 Gedanken zu „Hadrianstor

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