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Archäologische Fundstücke in Griechenland

Du wanderst in Griechenland und findest unterwegs etwas, das ein archäologisches Relikt sein könnte. Oder Dir wird ein Stück „echt aus der Antike“ zum Kauf angeboten. Was tun?

Rolands Erlebnis auf Santorin

Ich möchte Dir eine Geschichte erzählen, die ich 2010 auf Santorin erlebt habe. Damals wohnte ich in einem schönen Hotel in Perissa. Zwischen Perissa und Kamari liegt ein großer Felsberg, der Mesa Vouno. Oben auf diesem Berg liegt die antike Ruinenstadt Alt-Thira, die ich besucht habe.

Wanderweg von Alt-Thira runter nach Perissa
Wanderweg von Alt-Thira runter nach Perissa

Man kann von Perissa aus sehr schön hochwandern. Das ist etwas anstrengend und ich empfehle auch, den Marsch spätestens um 8 Uhr morgens anzutreten, besser noch früher. Denn sonst wird es zu heiß. Aber dann lohnt es sich, da hoch zu laufen.

Es ist ein toller Wanderweg, bei dem man Rast an einer kleinen Kirche oberhalb von Perissa machen kann. Ich bin selbst kein sehr geübter Wanderer und brauche bei dem steilen Aufstieg die eine oder andere Pause. Daher auch mein Rat, auf jeden Fall genügend Wasser mitzunehmen. Der Aufstieg erfolgt weitgehend im Schatten. Aber die Sonne fordert über kurz oder lang ihren Tribut, und deshalb musst Du trinken. So habe ich den Aufstieg bis oben gemacht.

Was man wissen muss: In der Antike waren die Friedhöfe immer außerhalb der Städte. So auch in Alt-Thira. Dessen Friedhof befindet sich auf der Hangseite, die in Richtung Perissa liegt. Allerdings hat es im Laufe der letzten zwei Jahrtausende den einen oder anderen Erdrutsch gegeben. Man sieht daher nicht mehr viel davon. Ehrlich gesagt bin ich auch einfach durch das Areal gewandert, ohne einen Blick für Details haben zu wollen. Schließlich war ich froh den Aufstieg geschafft zu haben und freute mich auf eine Pause, ehe es in den archäologischen Bereich ging.

Oben habe ich mir die Ruinen angeschaut und die tolle Aussicht auf Kamari und Perissa genossen. Dann habe ich den Weg zurück angetreten.

Auf einmal fiel mir ein Fels ins Auge, der mir beim Aufstieg gar nicht aufgefallen war. Auf diesem Felsen lag ein behauener Stein. Ich bin mir ganz sicher: Das ist ein Relikt aus der Antike.

Doch was damit tun? Ich musste nicht lange überlegen. Ich habe mir den Stein angeschaut und bin meines Weges gezogen. Für mich war das ein tolles Erlebnis, an das ich gerne zurückdenke.

Archäologische Fundgrube Griechenland

Mit seiner langen Geschichte ist Griechenland eine wahre archäologische Fundgrube.

Fundstück auf Santorin
Fundstück auf Santorin

Sehr viele archäologische Stätten sind für Touristen geöffnet und lohnen den Besuch. Auf keinen Fall darf man von dort einen Stein oder ein anders Fundstück mitnehmen. Das steht unter Strafe.

Das gilt schon für einzelne Steine von kulturellen Einrichtungen, auch wenn diese offen herumliegen. Mitnehmen ist ebenso streng verboten wie archäologische Gegenstände zu beschädigen, illegal auszugraben oder vom Fundort zu entfernen.

Die örtlichen Behörden kennen da auch kein Pardon. Wer Fundstücke aber als Souvenir oder Mitbringsel mitgehen lässt, landet im schlimmsten Fall sogar im Gefängnis. In der Regel kommt man glimpflicher davon, erfreulich ist so eine Auseinandersetzung mit den griechischen Behörden aber nicht.

Wenn Du also wie ich durch die Landschaft wanderst und etwas Interessantes siehst, dann lass es unbedingt liegen.

Hier gilt: Gucken und fotografieren ja, Anfassen vielleicht, Mitnehmen auf keinen Fall.

Einem Österreicher droht langjährige Haft

Gerade geht ein Fall durch die Presse, in dem einem Mann aus Österreich eine empfindliche Haftstrafe droht. Im Sommer 2019 verbrachte eine Familie aus Villach in Kärnten ihren Urlaub auf Rhodos. Die Kinder der Familie haben beim Schnorcheln ‚etwas‘ gefunden und mit hoch gebracht. Ihr Vater freute sich über das „Souvenir“ und nahm es mit nach Österreich. Dort habe er es Archäologen zeigen wollen.

Die griechischen Behörden haben von der Sache erfahren und ein Strafverfahren eingeleitet. Im Januar 2023 wurde die Wohnung des Mannes durchsucht. Dabei stellte die Polizei acht Amphoren sicher.

Dem Mann drohen jetzt bis zu 10 Jahre Haft dafür, dass er die Amphoren von Griechenland mit nach Hause genommen hat.

In Griechenland gibt es viele Artefakte

Überall in Griechenland gibt es Artefakte aus alten Zeiten: Steine, Scherben und anderes. Anfang 2023 gab es Berichte von einem tollen Wrackfund in der Nähe der Insel Kasos. Kern des Artikels: Unterwasser-Archäologen haben Artefakte aus einem Schiffswrack geborgen. Entscheidend ist: Die Artefakte sind nicht mehr da.

Vor den Küsten Griechenlands, auf den Inseln und auf dem Festland gibt es noch sehr viele Artefakte. Es gibt Leute, die machen sich gezielt auf die Suche danach um sie zu sammeln oder zu verkaufen. 2006 hat die Polizei in einer Villa auf einer Kykladeninsel zahlreiche Kunstobjekte sichergestellt. Sowas ist nach meiner Einschätzung nur die Spitze des EIsbergs.

Deshalb sind die Behörden in Griechenland auch sehr empfindlich, wenn jemand gefundene Artefakte an sich nimmt. Das gilt auch für Touristen, die im Meer eine Amphore oder an Land einen antiken Stein finden.

Vorsicht beim Kauf von Antiquitäten

Auch musst Du vorsichtig sein, wenn Dir etwas zum Kauf angeboten wird, das ein echtes Artefakt aus der Antike sein soll. Mein Tipp: niemals kaufen!

Bei einer klar erkennbaren Replik gibt es keine Probleme. Anders kann es aber mit echten alten Artefakten sein. Wenn Du Glück hast, bist Du betrogen worden und hast eine Fälschung gekauft. Das ist schon ärgerlich. Aber wenn Du ein Artefakt gekauft hast, das wirklich aus der Antike stammt, dann stehst Du schon mit einem Bein im Gefängnis. Denn dann bist Du Teil des illegalen Handels mit Antiquitäten. Und da versteht niemand Spaß.

Replik eines Freskos
unproblematisch: Replik eines Freskos

Wenn Du angibst, dass Du das Artefakt selbst gefunden hast und guten Glaubens dachtest, Du dürftest es behalten, macht es die Lage nicht besser für Dich. Letzten Endes hast Du Raubkunst in Deiner Tasche, mag der Stein noch so unscheinbar sein. Auch das wird zu einem sehr unangenehmen Erlebnis bei der Ausreise aus Griechenland führen, wenn Du erwischt wirst.

Eines muss Dir klar sein: Wenn Du etwas Antikes in Griechenland kaufst und mit nach Hause nehmen möchtest, dann unterstützt Du damit höchst wahrscheinlich kriminelle Strukturen.

Es gibt auch einen legalen Antikenhandel. Ob Du als „dahergelaufener Tourist“ mit dem in Berührung kommst, wenn Dir jemand ein „tolles Stück“ in irgend einer Bude anbietet, ist aber höchst fraglich.

Wenn du in Griechenland Antiquitäten kaufen und ausführen möchtest, geht das nur mit einer Genehmigung. Informieren kannst du dich dazu beim Auswärtigen Amt, bei der griechischen Botschaft in Deutschland oder beim Zoll.

Ganz wichtig: Du musst zu jeder Zeit die legale Herkunft antiker Artefakte nachweisen können. Frage Dich ganz ernsthaft: Ist Dein Griechisch gut genug, damit Du vorgelegte Belege lesen und verstehen kannst? Würdest Du eine Rechnung akzeptieren und als Nachweis der legalen Herkunft eines Artefakts verwenden, wenn der Geschäftsführer laut Rechnung Μίκυ Μάους heißt?.

Μίκυ Μάους ist der griechische Name für Mickey Maus. Ein „normaler“ Tourist, der mit der griechischen Schrift und Pflichtangaben auf Rechnungen und Bescheinigungen nicht vertraut ist, würde das vermutlich nicht bemerken.

Einfuhr von Kulturgütern in Deutschland

Der deutsche Zoll stellt Informationen zum Mitbringen von Kulturgütern sowohl aus EU-Staaten als auch aus Drittstaaten zur Verfügung. Da Griechenland der EU angehört, empfehle ich auf jeden Falle einen Blick in diese Informationen. Für das Mitbringen und Ausführen von Kulturgütern aus EU-Staaten gibt es klare Einschränkungen. Der Zoll weist vor allem auf die Ausfuhr von Kulturgütern hin und auf verschiedene Vorschriften zum Thema Kulturgut.

Auch stellt die Beauftragte der Bundesregierung für Kulturgüter und Medien unter kulturgutschutz-deutschland.de Informationen zur Verfügung. Die Informationsseite zur Einfuhr von Kulturgütern finde ich sehr gut.

In Deutschland gibt es ein Gesetz zum Schutz von Kulturgut, kurz KGSG genannt. In § 28 KGSG ist festgelegt, dass die Einfuhr eines Artefaktes verboten ist, wenn es als nationales Kulturgut eingestuft ist oder nach den nationalen Rechtsvorschriften nicht hätte ausgeführt werden dürfen. Bei einer danach verbotenen Einfuhr droht eine Haftstrafe bis zu 5 Jahren. Das steht in § 83 Absatz 1 Nr. 3 KGSG. Absatz 5 des § 83 KGSG sieht eine Freiheitsstrafe von einem bis 10 Jahren vor, wenn die Täter gewerbsmäßig handeln oder sich mit anderen zu einer Bande verbunden haben, die fortgesetzt solche Taten begehen will.

Warum schreibe ich das in diesem Artikel? Natürlich geht ein Stück weit der Jurist mit mir durch, der ich nun einmal bin. Dafür bitte ich um Nachsicht.

Mir geht es aber um etwas anderes. Ich habe Leute getroffen, die meinen, alles wäre geschafft wenn sie gefundene Artefakte aus Griechenland herausgebracht habe. Klare Botschaft: Das ist ein Irrtum. Fallen diese Artefakte bei der Einreise nach Deutschland auf, dann folgt bei uns ein Strafverfahren wegen der verbotenen Einfuhr.

Übrigens: Nach § 85 KGSG können illegal eingeführte Kulturgüter eingezogen werden. Du hast also nicht nur ein Strafverfahren mit einer empfindlichen Straferwartung an der Backe. Dein „Souvenir“, das Du aus Griechenland mitgebracht hast, ist für Dich weg.

Was machst Du mit einem archäologischen Zufallsfund?

Wenn Du also unterwegs in Griechenland bist und ein Artefakt aus der Vergangenheit findest, dann empfehle ich folgendes:

  • Nicht mitnehmen! Lass es liegen!
  • Anschauen ja. Auch darfst Du Fotos von Deinem Fund machen.
  • Berühre den Fund nur, wenn Du ihn dadurch nicht beschädigst. Ein behauener Stein, eine alte Säule oder das Fundament eines Gebäudes wirst Du nicht beschädigen. Anders sieht es bei zerbrechlichen Sachen wie zum Beispiel Töpferwaren aus. Die solltest Du nicht berühren.
  • Wenn Du meinst, dass Du etwas sehr Besonderes gefunden hast, dann informiere das nächst gelegene archäologische Museum oder die nächst gelegene Polizei oder andere Behörde.
  • Wird Dir etwas Antikes zum Kauf angeboten? Finger weg!

Wenn Du Dich an diese Tipps hältst, wird Dir nichts passieren wenn Du etwas (vermutlich) Antikes irgendwo in Griechenland findest.

Roland Richter

geboren 1969 in Hannover, Jurist und Griechenland-Fan

Ein Gedanke zu „Archäologische Fundstücke in Griechenland

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